Hashimoto‑Thyreoiditis ist eine weit verbreitete Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, bei der das Immunsystem das Organ chronisch entzündet, wodurch es langfristig zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommt, die sich effektiv per L‑Thyroxin‑Substitution und unterstützenden Lebensstilmaßnahmen behandeln lässt.

Hashimoto-Check

Frage 1 von 10

1. Fühlst du dich häufig müde und erschöpft, selbst ohne körperliche Anstrengung?

2. Hast du in letzter Zeit ungewollt an Gewicht zugenommen?

3. Leidest du unter starker Kälteempfindlichkeit (kalte Hände/Füße)?

4. Hast du trockene Haut oder sprödes Haar bemerkt?

5. Plagen dich häufig Verstopfung oder langsame Verdauung?

6. Spürst du Muskelschmerzen, Gelenkbeschwerden oder Steifheit?

7. Hast du Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen oder Angstgefühle?

8. Ist deine Menstruation stärker, unregelmäßig oder schmerzhaft?

9. Hast du eine familiäre Vorbelastung mit Schilddrüsenerkrankungen?

10. Wurden bei dir schon einmal Schilddrüsen-Autoantikörper (TPO) nachgewiesen?

Selbstchecks und Test‑Verfahren zu Hause

Auch wenn die definitive Diagnose einer Hashimoto‑Thyreoiditis immer über Laborwerte (TSH, fT4/fT3, Anti‑TPO‑ und TG‑Antikörper) und meist eine Schilddrüsen‑Sonographie beim Arzt erfolgt, gibt es einfache Erst‑Checks, mit denen Sie zu Hause Hinweise auf eine Unterfunktion oder Autoimmunreaktion gewinnen können. Diese Verfahren ersetzen keinerlei ärztliche Untersuchung, sondern helfen nur, das Gespräch mit dem Arzt vorzubereiten.

Zusammenfassung:

Testverfahren Was es anzeigt Vorgehen Was es nicht leistet
Neck‑Check (Kropf‑Selbsttest) Sicht- und Tastbefund der Schilddrüse (Vergrößerung, Knoten) - Vor den Spiegel stellen, Hals leicht nach hinten neigen- mehrmals schlucken und beobachten, ob sich im Bereich unterhalb des Kehlkopfes eine Wölbung oder Vergrößerung zeigt- sanft abtasten, ob knotenartige Verdickungen spürbar sind Erkennt keine funktionellen Störungen oder Entzündungen im frühen Stadium; nur grobe Strukturanomalien
TSH‑Heimtest (qualitativ) Grober Hinweis, ob TSH erhöht ist (Hypothyreose‑Signal) - Mit einer Einmal-Lanzette einen Tropfen Kapillarblut gewinnen- Blutprobe auf eine Testkassette oder Testkarte aufbringen- nach der im Beipack genannten Zeit (z. B. 5–15 Min) ablesen: deutlicher Teststrich = TSH über Norm Liefert keinen genauen TSH‑Wert, keine Information zu freien Hormonen (fT4/fT3) oder Autoantikörpern
Blutproben‑Versandkit Quantitative Werte für TSH und Autoantikörper (Anti‑TPO, TG‑AK) - Eigenständige Finger‑Prick‑Entnahme von Kapillarblut- Einsendung der Probe an ein medizinisches Labor- Online‑Zugriff auf detaillierte Laborergebnisse Ersetzt nicht den Ultraschall; Laborbefund muss durch Arzt interpretiert werden

1. Neck‑Check (Kropf‑Selbsttest)

  • Zweck: Sicht­bare oder tast­bare Veränderungen der Schilddrüse (Struma, Knoten) erkennen.
  • Durchführung: Im Stehen vor dem Spiegel den Hals nach hinten legen und beim Schlucken beobachten. Auffällige Wölbungen oder tastbare Knoten können auf verschiedene Schilddrüsenerkrankungen (u. a. Hashimoto, Jodmangel‑Struma, Knoten) hindeuten.
Wichtig: Ein tastbarer Kropf muss nicht Hashimoto bedeuten, aber er rechtfertigt eine ärztliche Abklärung.

2. Qualitativer TSH‑Heimtest

  • Zweck: Schneller Hinweis, ob Ihr TSH‑Spiegel über dem Normalbereich liegt – ein erstes Signal für eine Schilddrüsenunterfunktion.
  • Ablauf: Mit einer kleinen Lanzette (Einmal‑Staubgriff) einen Tropfen Blut aus der Fingerkuppe nehmen, Blut auf die Testfläche geben und nach der vorgegebenen Zeit das Vorhandensein eines Teststrichs ablesen.
  • Einschränkung: Solche Schnelltests zeigen nur „TSH erhöht“ oder „TSH normal/niedrig“, liefern aber keine exakten Werte und sagen nichts über Autoantikörper (Anti‑TPO) oder freie Hormone (fT4/fT3) aus.

3. Quantitative Test‑Kits fürs Labor

  • Zweck: Genaue Bestimmung von TSH, freien Schilddrüsenhormonen (fT4, fT3) und Autoantikörpern (Anti‑TPO, eventuell TG‑AK).
  • Vorgehen: Sie entnehmen selbst über Fingerstich Blut und senden es an ein spezialisiertes Labor. Innerhalb weniger Tage erhalten Sie einen Bericht mit den exakten Laborwerten.
  • Nutzen: Mit genauen Werten können Sie und Ihr Arzt beurteilen, ob eine Hashimoto‑Thyreoiditis vorliegt und wie stark die Unterfunktion ist.

Was tun nach dem Heim‑Test?

  1. Bei Hinweis auf Unterfunktion (erhöhter TSH) oder Autoantikörper‑Nachweis vereinbaren Sie einen Arzttermin. Nur eine fachärztliche Untersuchung inklusive Laborkontrolle und Schilddrüsen‑Ultraschall kann Hashimoto sicher bestätigen.
  2. Symptome notieren (Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit etc.) und zum Termin mitbringen – das hilft bei der Beurteilung.
  3. Laborbefund besprechen: Ihr Arzt wird TSH, fT4/fT3 und Anti‑TPO-Werte in Beziehung zu Ihren Beschwerden setzen und ggf. die L‑Thyroxin‑Therapie einleiten oder anpassen.
Fazit: Heim‑Tests können erste Hinweise liefern und Sie auf den Arztbesuch vorbereiten. Die sichere Diagnose und die Therapieeinstellung erfolgen jedoch immer in der medizinischen Praxis.

Was ist Hashimoto?

Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, bei der das Immunsystem fälschlicherweise Schilddrüsengewebe angreift und eine Entzündung verursacht. Dies führt langfristig meist zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), da die Schilddrüse immer weniger Hormone produzieren kann. Die Erkrankung ist nach dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto benannt, der sie erstmals beschrieb. Hashimoto-Thyreoiditis ist heute eine der häufigsten Schilddrüsenerkrankungen und die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion in Deutschland. Schätzungen zufolge sind etwa 2–3% der Bevölkerung betroffen – Frauen etwa zehnmal häufiger als Männer. Damit zählt Hashimoto sogar zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen überhaupt. Im Folgenden werden Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlung, Verlauf, Prävention sowie Unterschiede zu anderen Schilddrüsenerkrankungen erläutert. Ein abschließender Abschnitt beantwortet häufige Fragen zum Thema.

Definition und medizinischer Hintergrund

Hashimoto-Thyreoiditis (auch Autoimmunthyreoiditis oder chronische lymphozytäre Thyreoiditis) ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse – einer schmetterlingsförmigen Hormondrüse im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfs. Anders als bei infektiösen Entzündungen wird Hashimoto nicht durch Bakterien oder Viren verursacht, sondern durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems. Dabei bilden Betroffene Autoantikörper gegen Bestandteile der eigenen Schilddrüse, was zu einer allmählichen Zerstörung des Schilddrüsengewebes führt. Anfangs kann die Schilddrüse die Hormonproduktion oft noch kompensieren, doch mit der Zeit entwickelt sich meist eine bleibende Schilddrüsenunterfunktion.

Hashimoto-Thyreoiditis tritt familiär gehäuft auf, ohne jedoch direkt vererbt zu werden. Neben der genetischen Veranlagung werden als Auslöser hormonelle Umstellungen (z.B. während Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahren) und Umweltfaktoren diskutiert. So kann eine sehr hohe Jodzufuhr bei entsprechend veranlagten Personen möglicherweise das Auftreten triggern. Häufig beginnt die Erkrankung unbemerkt und schreitet langsam voran. Aufgrund der hohen Prävalenz – in Deutschland laut Kassenärztlicher Vereinigung ca. 2,3% der Bevölkerung – gilt Hashimoto inzwischen als Volkskrankheit der Schilddrüse. In den letzten Jahren wurde eine Zunahme der Diagnosen beobachtet, was teils auf mehr Bewusstsein und bessere Erkennung zurückgeführt wird.

Ursachen und Risikofaktoren

Hashimoto-Thyreoiditis wird durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst: Das Immunsystem erkennt Schilddrüsenzellen irrtümlich als fremd und greift sie an. Warum es zu dieser fehlgeleiteten Immunantwort kommt, ist nicht vollständig geklärt. Vermutlich spielen genetische Faktoren eine große Rolle. Bestehende Veranlagungen können durch äußere Faktoren aktiviert werden. Mögliche Risikofaktoren und Auslöser sind:

  • Geschlecht und Alter: Frauen sind deutlich häufiger betroffen (Verhältnis etwa 10:1). Viele Betroffene erkranken im mittleren Erwachsenenalter (30–50 Jahre), aber grundsätzlich kann Hashimoto in jedem Lebensalter auftreten – auch bei Kindern oder im höheren Alter. Hormonschwankungen (Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre) können einen Ausbruch begünstigen.
  • Genetische Veranlagung: In einigen Familien tritt Hashimoto gehäuft auf. Es werden bestimmte Gene mit einem erhöhten Risiko in Verbindung gebracht. Eine direkte Vererbung der Krankheit gibt es jedoch nicht, nur eine Vererbung der Neigung dazu.
  • Übermäßige Jodzufuhr: Jod ist ein essentielles Spurenelement für die Schilddrüse. Sehr hohe Mengen an Jod – etwa durch jodhaltige Kontrastmittel bei Röntgenuntersuchungen oder bestimmte Medikamente – stehen im Verdacht, bei genetisch anfälligen Personen eine Autoimmunthyreoiditis auszulösen. Im normalen Alltag erreicht man solche Jodmengen allerdings kaum über die Ernährung. Moderate Jodzufuhr gilt nicht als Ursache, im Gegenteil: Eine ausreichende Versorgung beugt anderen Schilddrüsenerkrankungen vor.
  • Weitere Autoimmunerkrankungen: Hashimoto tritt manchmal gemeinsam mit anderen Autoimmunleiden auf. Beispiele sind Zöliakie (Glutenunverträglichkeit), Typ-A-Gastritis (Autoimmungastritis mit Vitamin-B12-Mangel), Vitiligo (Weißfleckenkrankheit), Typ-1-Diabetes oder Morbus Addison (Nebenniereninsuffizienz). Menschen mit solchen Erkrankungen haben ein etwas höheres Risiko, auch Hashimoto zu entwickeln – und umgekehrt.
  • Umwelt und Lebensstil: Diskutiert werden Stress und bestimmte Virusinfektionen als mögliche Auslöser. Ein gesicherter Zusammenhang besteht jedoch nicht. Einige Studien weisen darauf hin, dass selbst milde COVID-19-Verläufe Autoimmunreaktionen der Schilddrüse anstoßen könnten. Diese Erkenntnisse sind noch Gegenstand aktueller Forschung.

Nicht jeder Risikofaktor führt zwangsläufig zur Erkrankung. In vielen Fällen bleibt die genaue Ursache im Einzelfall unbekannt. Wahrscheinlich wirken mehrere Faktoren zusammen. Wichtig zu wissen: Schuld ist nicht der Patient selbst – Hashimoto ist eine körperliche Krankheit, keine psychische, auch wenn Stress einen Einfluss haben kann.

Symptome und Anzeichen

Zu Beginn verursacht die Hashimoto-Thyreoiditis oft keine oder nur unspezifische Beschwerden. Viele Betroffene fühlen sich lange Zeit völlig normal. Die Erkrankung wird nicht selten zufällig bei einer Routineuntersuchung oder Blutuntersuchung entdeckt. Erst wenn ein Großteil des Schilddrüsengewebes zerstört ist, treten deutliche Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion auf.

Typische Symptome einer Hypothyreose infolge Hashimoto sind unter anderem:

  • Müdigkeit und Antriebslosigkeit: Ständige Erschöpfung, Energielosigkeit, depressive Verstimmung.
  • Konzentrationsstörungen: Gedächtnisprobleme, verminderte geistige Leistungsfähigkeit.
  • Frieren und Kälteempfindlichkeit: Betroffene frieren leicht, haben eine niedrigere Körpertemperatur.
  • Gewichtszunahme: Eine Unterfunktion verlangsamt den Stoffwechsel, oft kommt es trotz unveränderter Ernährung zu einer moderaten Gewichtszunahme.
  • Langsamer Puls und niedriger Blutdruck: Das Herz-Kreislauf-System läuft auf Sparflamme, Puls und Blutdruck sind erniedrigt.
  • Trockene Haut und Haarausfall: Die Haut wird kühl, blass und schuppig, Haare können verstärkt ausfallen. Auch brüchige Nägel sind möglich.
  • Verdauungsprobleme: Vor allem Verstopfung ist häufig aufgrund der verlangsamten Stoffwechselaktivität.
  • Kälteintoleranz: Kalte Hände und Füße, Frösteln.
  • Muskel- und Gelenkschmerzen: Bei einigen treten diffuse Muskel- oder Gliederschmerzen auf.
  • Zyklus- und Fertilitätsstörungen: Frauen bemerken häufig Menstruationsunregelmäßigkeiten; unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion kann die Fruchtbarkeit reduzieren.

Diese Symptome entwickeln sich meist schleichend über Monate oder Jahre und werden anfangs leicht anderen Ursachen zugeschrieben (Stress, Alter, etc.). Viele Betroffene gewöhnen sich an die unterschwelligen Beschwerden, bis sie deutlicher werden.

Überfunktionssymptome: In seltenen Fällen kommt es im frühen Stadium der Hashimoto-Thyreoiditis vorübergehend zu einer Schilddrüsenüberfunktion (auch Hashitoxikose genannt). Ursache ist, dass durch die entzündliche Zerstörung der Schilddrüsenzellen gespeicherte Hormone schubweise freigesetzt werden. Diese Phase dauert meist nur wenige Wochen an (typisch 4–6 Wochen). Mögliche Anzeichen einer kurzfristigen Überfunktion sind Herzklopfen, Herzrasen (Tachykardie), Nervosität, Zittern, Schwitzen, innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Gewichtsabnahme trotz normalem Appetit und Wärmeintoleranz (ständig zu warm). Solche Symptome verschwinden jedoch wieder, sobald die Hormonüberschwemmung abklingt und die Schilddrüse in die Unterfunktion übergeht. Wichtig: Eine dauerhafte Schilddrüsenüberfunktion ist für Hashimoto untypisch – wenn sie länger besteht, liegt meist eine andere Ursache (z.B. Morbus Basedow) vor.

Schmerzen: Die Hashimoto-Thyreoiditis verläuft in der Regel nicht schmerzhaft. Gelegentlich beschreiben Patienten ein Druck- oder Kloßgefühl im Hals, aber starke Schmerzen deuten eher auf eine andere Form der Schilddrüsenentzündung (z.B. die subakute Thyreoiditis de Quervain) hin.

Diagnoseverfahren

Die Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis stützt sich auf mehrere Bausteine. Zunächst wird der Arzt oder die Ärztin die Krankengeschichte und Symptome erheben. Typische Beschwerden einer Schilddrüsenunterfunktion können bereits Hinweise liefern. Danach folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung des Halses – die Schilddrüse kann getastet werden (Größe, Knoten, Druckgefühl).

Laboruntersuchungen: Entscheidend ist die Bestimmung der Schilddrüsenhormone im Blut. Typischerweise finden sich bei Hashimoto erhöhte TSH-Werte (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) bei gleichzeitig erniedrigtem fT4 und fT3 (freie Schilddrüsenhormone). TSH ist ein Steuerhormon aus der Hirnanhangsdrüse, das bei nachlassender Schilddrüsenfunktion verstärkt ausgeschüttet wird. In frühen Stadien kann zunächst nur TSH erhöht sein, während fT4/fT3 noch normal sind (sogenannte latente Hypothyreose). Zur Bestätigung wird meist ein Antikörpertest durchgeführt: Über 90% der Hashimoto-Patienten weisen Autoantikörper gegen Schilddrüsenbestandteile im Blut auf. Wichtig sind vor allem TPO-Antikörper (gegen das Enzym Thyreoperoxidase) und TG-Antikörper (gegen Thyreoglobulin). Sind diese Antikörper deutlich erhöht, stützt das die Diagnose. Allerdings ist ein niedriger Titer nicht zwingend ausschlaggebend – gelegentlich liegt Hashimoto auch ohne nachweisbare Antikörper vor, besonders in späten Stadien. Um andere Ursachen auszuschließen, kann bei Verdacht auf Morbus Basedow zusätzlich nach TRAK (TSH-Rezeptor-Antikörper) gesucht werden – diese fehlen bei Hashimoto.

Ultraschalluntersuchung (Sonographie): Ein Schilddrüsen-Ultraschall ergänzt die Diagnostik. Ultraschallbild der Schilddrüse bei Hashimoto-Thyreoiditis: Das Gewebe erscheint inhomogen und echoarm (dunkel) durch die entzündliche Zerstörung. Im Ultraschall zeigt sich bei Hashimoto oft ein typisches Bild: Die Schilddrüse ist inhomogen und echoarm (dunkler als normales Gewebe) aufgrund der diffusen Entzündung. Mit Fortschreiten kann die Drüse verkleinern (Atrophie) – manchmal sieht man aber initial auch eine vergrößerte Schilddrüse (Struma), wenn das restliche Gewebe versucht, die Funktion zu steigern. Gelegentlich fallen auch pseudonoduläre Strukturen auf, die aber keine echten Knoten sind, sondern entzündliches Gewebe. Doppler-Ultraschall kann eine vermehrte Durchblutung zeigen, was auf aktive Entzündung hindeutet. Insgesamt untermauert der Sonografie-Befund zusammen mit Laborwerten die Diagnose Hashimoto deutlich.

Weitere Untersuchungen: In der Regel sind obige Schritte ausreichend. Eine Schilddrüsenszintigrafie (nuklearmedizinische Funktionsdarstellung) ist bei der Hashimoto-Diagnose meist nicht erforderlich, außer es bestehen Knoten oder Unklarheiten. Bei größeren Knoten oder Verdacht auf andere Erkrankungen könnte eine Feinnadelbiopsie erwogen werden, um z.B. seltene Schilddrüsen-Lymphome (die in langer Hashimoto-Anamnese selten auftreten können) auszuschließen. Diese Fälle sind aber die Ausnahme.

Wichtig ist auch der Ausschluss anderer Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion, z.B. angeborene Störungen, vorausgegangene Schilddrüsenoperation oder Radiojodtherapie, medikamentös induzierte Unterfunktion (z.B. durch Lithium). Die Kombination aus klinischen Symptomen, Laborwerten (TSH, fT4, Antikörper) und Ultraschall ergibt jedoch in den meisten Fällen ein klares Bild einer Hashimoto-Thyreoiditis.

Behandlungsmöglichkeiten

Für die Hashimoto-Thyreoiditis gibt es bis heute keine ursächliche (kausale) Therapie, die die Autoimmunreaktion selbst zum Verschwinden bringt. Das heißt, die Fehlsteuerung des Immunsystems lässt sich nicht direkt heilen. Alle bisherigen Versuche, die Immunreaktion zu unterdrücken (z.B. mit Kortison oder Immunsuppressiva), waren nicht erfolgreich oder nicht angezeigt. Die Behandlung zielt daher darauf ab, die Folgen der Schilddrüsenunterfunktion zu korrigieren und Symptome zu lindern. Im Zentrum steht die Substitution der fehlenden Hormone.

L-Thyroxin (Levothyroxin): Dies ist die Standardtherapie. Fehlen dem Körper Schilddrüsenhormone, werden sie in Form von Tabletten ersetzt. L-Thyroxin ist synthetisch hergestelltes Thyroxin (T4), das mit dem natürlichen Hormon identisch ist und im Körper bei Bedarf in das aktive T3 umgewandelt wird. Die Dosierung wird individuell angepasst, um den TSH-Wert wieder in den normalen Referenzbereich zu bringen. Oft wird mit einer niedrigen Dosis begonnen und diese alle 4–8 Wochen (nach Laborkontrolle) gesteigert, bis die Werte stabil sind. In manchen Fällen kann eine Kombinationstherapie aus T4 und T3 sinnvoll sein, etwa wenn trotz ausreichendem T4-Spiegel weiterhin Symptome bestehen. Dies sollte jedoch nur unter endokrinologischer Betreuung erfolgen. Wichtig: Die Tabletteneinnahme erfolgt täglich morgens nüchtern, ca. 30 Minuten vor dem Frühstück, da Nahrung die Aufnahme beeinträchtigt.

Die meisten Patient*innen mit Hashimoto müssen lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen, da die Unterfunktion in der Regel dauerhaft ist. Sobald die richtige Dosis gefunden ist, sind Schilddrüsenhormone gut verträglich. Nebenwirkungen treten bei korrekter Dosierung kaum auf, da man dem Körper nur gibt, was ihm fehlt. Eine Überdosierung ist allerdings zu vermeiden – zu viel Hormon kann auf Dauer u.a. Herzrhythmusstörungen oder Osteoporose begünstigen. Daher sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen (TSH-Wert) wichtig, um die Einstellung zu überwachen.

Behandlungsbeginn: Wann sollte mit L-Thyroxin begonnen werden? Hierbei werden Laborwerte und Beschwerden gemeinsam betrachtet. Spätestens wenn das TSH dauerhaft >10 µU/ml ist, empfehlen Fachleute eine Therapie. Aber auch bei milderen Erhöhungen kann behandelt werden, insbesondere wenn Symptome vorliegen, die Lebensqualität einschränken, oder spezielle Situationen vorliegen (z.B. Kinderwunsch, Schwangerschaft). Junge Patient*innen mit leicht erhöhtem TSH ohne Symptome kann man manchmal noch beobachten, da sich Werte selten auch normalisieren können. Insgesamt überwiegt jedoch der Nutzen einer frühzeitigen Behandlung, um Beschwerden zu verhindern.

Lebensstil und begleitende Maßnahmen: Obwohl die Haupttherapie medikamentös ist, können Lebensstilfaktoren die Hashimoto-Behandlung positiv unterstützen:

  • Ernährung: Eine gezielte Hashimoto-Ernährung kann entzündungshemmend wirken. Viele Betroffene berichten von Verbesserungen durch eine vollwertige, anti-entzündliche Kost (viel Gemüse, Omega-3-reiche Lebensmittel wie Fisch, Nüsse, ausreichend Proteine). Wichtig ist eine ausreichende Versorgung mit Selen und Vitamin D, da diese Nährstoffe für die Immunfunktion und Schilddrüse relevant sind. Selen kann die Antikörperwerte leicht senken und wird in Deutschland bei Hashimoto oft in moderater Dosierung empfohlen (z.B. 100 µg/Tag), sofern kein ausreichender Spiegel durch die Nahrung erreicht wird. Bei gleichzeitigem Vitamin-B12-Mangel (etwa durch Autoimmungastritis) ist eine Substitution nötig. Eine glutenfreie Ernährung ist nur angezeigt, wenn eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) diagnostiziert wurde – ansonsten bringt der Verzicht auf Gluten in Studien keinen eindeutigen Nutzen für Hashimoto. Generell gilt: Eine ausgewogene, entzündungsarme Ernährung ohne extreme Diäten kann das Wohlbefinden verbessern, aber sie ersetzt nicht die Hormontherapie.
  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, den oft gedrosselten Stoffwechsel anzukurbeln und gegen Müdigkeit und Gewichtszunahme anzukämpfen. Moderate Ausdaueraktivitäten (Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen) und Krafttraining unterstützen den Energieumsatz und das allgemeine Wohlbefinden. Wichtig ist, auf den eigenen Körper zu hören und sich nicht zu überfordern, gerade wenn man sich noch in der Einstellungsphase befindet.
  • Stressabbau: Stress kann das Immun- und Hormonsystem beeinflussen. Entspannungstechniken (wie Yoga, Meditation oder autogenes Training) und ausreichend Schlaf können hilfreich sein, um die Symptome besser zu bewältigen, auch wenn sie das Krankheitsgeschehen an sich nicht aufhalten. Ein geregelter Tagesablauf kann der durch Hashimoto oft auftretenden Erschöpfung entgegenwirken.
  • Verzicht auf Jod-Exzesse: Eine normale Jodaufnahme über jodiertes Speisesalz und Lebensmittel ist unproblematisch und wichtig. Allerdings sollten übermäßige Jodmengen vermieden werden. Hochdosierte Jod-Supplemente oder sehr jodhaltige Nahrung (z.B. bestimmte Algenpräparate oder häufige Sushi-Mahlzeiten mit viel Nori) sind bei Hashimoto nicht ratsam, da ein Jodüberschuss möglicherweise die Autoimmunreaktion verstärken kann. Ärzte raten Hashimoto-Patienten oft, nicht mehr als ~150–200 µg Jod täglich aufzunehmen – das entspricht der normalen empfohlenen Zufuhr für Erwachsene. Diese Menge wird über eine ausgewogene Ernährung mit Jodsalz, Milchprodukten und Fisch meist erreicht.
  • Begleiterkrankungen behandeln: Falls weitere Autoimmunerkrankungen vorliegen (z.B. Vitamin-B12-Mangel durch Autoimmungastritis, Diabetes Typ 1), müssen auch diese gezielt behandelt werden. Dadurch verbessern sich oft auch unspezifische Beschwerden.

Hinweis: Manche Betroffene suchen ergänzende Hilfe in der Naturheilkunde. Gegen unterstützende Maßnahmen wie z.B. Selen, Adaptogene oder bestimmte Mikronährstoffe ist nichts einzuwenden, sofern mit dem Arzt abgesprochen. Von radikalen „Entgiftungskuren“ oder Wundermitteln sollte man jedoch Abstand nehmen. Diät- oder Nahrungsergänzungsempfehlungen sollten wissenschaftlich fundiert sein. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie betont, dass es keine speziellen Hashimoto-Diäten mit garantiertem Erfolg gibt – entscheidend bleibt die Hormonsubstitution.

Zusammengefasst besteht die Behandlung von Hashimoto hauptsächlich in der lebenslangen Einnahme von Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin) zur Normalisierung des Hormonhaushalts. Unterstützend helfen gesunde Lebensgewohnheiten, den Körper ins Gleichgewicht zu bringen. Unter adäquater Therapie können Patienten ein weitgehend normales Leben führen.

Verlauf und Prognose

Der Verlauf der Hashimoto-Thyreoiditis ist meist chronisch und langsam fortschreitend. Viele Patient*innen bemerken lange Zeit nichts von ihrer Erkrankung, während die Schilddrüse schrittweise durch Lymphozyten-Infiltration zerstört wird. Die Schilddrüse kann anfangs sogar etwas wachsen (Struma), um die nachlassende Funktion auszugleichen. Im weiteren Verlauf reicht dieser Ausgleich nicht mehr, und es entsteht eine manifeste Unterfunktion.

Typischerweise verläuft Hashimoto in Phasen: Anfänglich normaler Hormonstatus, dann ggf. kurze Überfunktionsphase (Hashitoxikose), schließlich dauerhaftes Hypothyreose-Stadium. Die Geschwindigkeit variiert individuell. Bei manchen entwickelt sich innerhalb von wenigen Monaten eine Unterfunktion, bei anderen bleibt die Restfunktion über viele Jahre erhalten. Es gibt sogar Fälle, in denen die Schilddrüsenfunktion dauerhaft normal bleibt (euthyreote Hashimoto-Thyreoiditis) – diese Menschen haben zwar Antikörper und entzündliche Veränderungen, benötigen aber nie Hormonersatz. Daher wird nicht jede Hashimoto-Diagnose automatisch behandelt, sondern je nach Funktionslage (siehe oben).

Ohne Behandlung würde eine ausgeprägte Hypothyreose erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen verursachen: Neben den genannten Symptomen könnten langfristig erhöhte Cholesterinwerte, Gewichtszunahme, Herz-Kreislauf-Probleme und psychische Veränderungen auftreten. Im Extremfall (bei völliger Unterversorgung) droht ein Myxödem-Koma – eine lebensgefährliche Stoffwechselentgleisung. Mit adäquater Therapie hingegen ist die Prognose sehr gut. Die Lebenserwartung ist durch Hashimoto nicht vermindert, sofern die Hormone ersetzt werden. Betroffene können ein ganz normales Leben führen und sind voll belastbar, sobald die Unterfunktion ausgeglichen ist.

Dennoch berichten einige Patienten trotz korrekter Hormonwerte über restliche Beschwerden wie Müdigkeit oder Gewichtsschwankungen. Hierfür kommen andere Ursachen in Betracht, etwa parallel verlaufende Autoimmunerkrankungen (z.B. andere Hormonstörungen) oder Lebensstilfaktoren. Es lohnt sich, gemeinsam mit dem Arzt nach solchen Einflussfaktoren zu suchen – zum Beispiel Eisenmangel, Vitamin-D-Mangel oder Schlafapnoe können ähnliche Symptome machen. In manchen Fällen kann auch eine Anpassung der Thyroxin-Dosis oder ein Wechsel des Präparats (von Tablette zu flüssiger Form) versucht werden, falls Resorptionsprobleme bestehen. Wichtig ist eine engmaschige Betreuung, bis sich die Beschwerden gebessert haben.

Kontrolluntersuchungen: Patienten mit Hashimoto sollten regelmäßig ärztlich kontrolliert werden. Nach Einstellung auf eine Dosis L-Thyroxin sind halbjährliche bis jährliche TSH-Kontrollen üblich. Bei Veränderungen der Dosis oder in besonderen Lebenslagen (Schwangerschaft, Wechseljahre) wird häufiger kontrolliert (alle 6–8 Wochen, bis stabile Werte erreicht sind). Ein Ultraschall der Schilddrüse wird etwa alle 1–2 Jahre empfohlen, um Größenveränderungen oder eventuelle Knoten zu überwachen. Hashimoto erhöht das Risiko für Schilddrüsenknoten oder -zysten nicht wesentlich, jedoch kann durch die Entzündung das Gewebe ungleichmäßig aussehen, was sich mittels Sonografie gut beurteilen lässt.

Schwangerschaft und Kinderwunsch: Frauen mit Hashimoto können in der Regel problemlos schwanger werden, sofern die Schilddrüsenfunktion gut eingestellt ist. Eine unbehandelte Unterfunktion hingegen kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und in der Schwangerschaft zu Komplikationen führen (Fehlgeburt, Entwicklungsstörungen beim Kind). Daher gilt: Bei Kinderwunsch sollte frühzeitig der Schilddrüsenwert überprüft und optimiert werden. In der Schwangerschaft selbst steigt der Hormonbedarf – Hashimoto-Patientinnen müssen meist ihre L-Thyroxin-Dosis um ca. 25–30% erhöhen, sobald sie vom Eintritt der Schwangerschaft erfahren. Ärzte empfehlen, bereits im 1. Trimester den TSH-Wert in den niedrig-normalen Bereich einzustellen (um ~1.0 mU/l). Die Zusammenarbeit von Gynäkologin und Endokrinologin ist dabei sinnvoll. Zusätzlich wird Schwangeren mit Hashimoto wie allen Schwangeren geraten, Jodtabletten (100–150 µg/Tag) einzunehmen, da der Bedarf erhöht ist – dies trotz Hashimoto, da der Nutzen für das Kind überwiegt. Nach der Entbindung wird die Dosis ggf. wieder reduziert. Stillende Mütter sollten ebenfalls auf gute Einstellung achten, Jod weiter supplementieren und den TSH-Wert kontrollieren lassen, da sich der Bedarf nach der Schwangerschaft oft normalisiert.

Langzeitprognose: Hashimoto verläuft zwar chronisch, ist aber gut behandelbar. Mit konsequenter Hormonersatztherapie und Lebensstil-Anpassungen können die meisten Betroffenen ein beschwerdefreies Leben führen. Die Krankheit kann phasenweise Ruhe geben – Autoantikörper können auch mal zurückgehen – ein vollständiges Verschwinden der Autoimmunreaktion ist allerdings selten. Es gibt Berichte, dass in ~20% der Fälle die Autoimmunthyreoiditis im Verlauf „erlischt“ (Antikörper nicht mehr nachweisbar, Schilddrüsenfunktion stabil). In den übrigen Fällen bleibt zumindest eine latente Unterfunktion bestehen, die kontrolliert und behandelt werden muss. Erfreulich ist: Die Lebenserwartung ist nicht eingeschränkt, und schwere Verläufe (z.B. mit Komplikationen wie Herzschwäche oder Myxödem) sind bei heutiger medizinischer Betreuung extrem selten.

Eine sehr seltene mögliche Komplikation einer langjährigen Hashimoto-Thyreoiditis ist die Entwicklung eines Schilddrüsen-Lymphoms (bösartiger Tumor des lymphatischen Gewebes in der Schilddrüse). Dies tritt jedoch nur in <1% der Fälle auf und meist bei älteren Patienten mit lange unbehandelter Erkrankung. Warnzeichen wären eine rasche Vergrößerung der Schilddrüse oder lokale Symptome. Bei Hashimoto-Patienten ohne solche Auffälligkeiten besteht kein Grund zur Sorge – regelmäßige Ultraschallkontrollen würden solche Veränderungen frühzeitig entdecken.

Prävention

Kann man einer Hashimoto-Thyreoiditis vorbeugen? Da es sich primär um eine genetisch beeinflusste Autoimmunerkrankung handelt, gibt es keine sichere Möglichkeit, Hashimoto zu verhindern. Allerdings können einige Maßnahmen das allgemeine Risiko für Schilddrüsenerkrankungen senken oder einen Ausbruch vielleicht hinauszögern:

  • Ausreichende Jodversorgung: Ein chronischer Jodmangel begünstigt Kropfbildung und Schilddrüsenstörungen. In Deutschland ist zwar Jodmangel selten geworden, doch ändert sich das Konsumverhalten (weniger Milch, weniger jodiertes Salz) und das RKI und die WHO warnen, dass gewisse Bevölkerungsgruppen wieder grenzwertig wenig Jod aufnehmen. Empfehlung: Täglich jodiertes Speisesalz verwenden und 1–2x pro Woche Seefisch essen. Die WHO empfiehlt für Erwachsene ca. 150 µg Jod pro Tag (Schwangere 250 µg) – das lässt sich durch normale Ernährung erreichen. So lässt sich zumindest einer durch Jodmangel bedingten Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen. Zu viel Jod sollte aber vermieden werden, da hohe Dosen (über 500 µg/Tag) das Risiko für Schilddrüsenüberfunktionen erhöhen können. Im Alltag ist eine Überdosierung über Lebensmittel kaum möglich – lediglich bei exzessivem Algenkonsum oder unnötigen Jod-Supplements besteht Gefahr.
  • Autoimmunrisiko senken: Ein allgemein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, Stressreduktion, Vermeidung von Rauchen etc. unterstützt das Immunsystem und könnte theoretisch auch dem Entstehen von Autoimmunerkrankungen entgegenwirken. Ein Allheilmittel gibt es jedoch nicht. Wichtig ist, andere Autoimmunerkrankungen früh zu erkennen und zu behandeln, da Polyglanduläre Autoimmunsyndrome (das gemeinsame Auftreten mehrerer Autoimmunleiden) existieren. Wer z.B. an Typ-1-Diabetes oder Zöliakie erkrankt ist, sollte seine Schilddrüsenwerte regelmäßig checken lassen – so kann man Hashimoto früh entdecken und behandeln.
  • Regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen: Obwohl kein Screening-Programm für Hashimoto existiert (außer dem Neugeborenen-Screening auf angeborene Hypothyreose), kann es sinnvoll sein, bei familiärer Vorbelastung oder entsprechenden Symptomen frühzeitig den Hausarzt auf die Schilddrüse anzusprechen. Eine einfache TSH-Bestimmung kann erste Hinweise geben. Gerade Frauen ab mittlerem Alter oder nach Schwangerschaft sollten bei unklarer Müdigkeit oder Gewichtszunahme an die Schilddrüse denken – je früher eine Unterfunktion festgestellt wird, desto eher lässt sie sich ausgleichen, bevor schwere Symptome auftreten.
  • Jodexposition mit Bedacht: Sollte bei jemandem mit familiärer Hashimoto-Neigung eine Untersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel anstehen, ist es sinnvoll, die Schilddrüsenwerte danach im Blick zu behalten. In seltenen Fällen kann eine solche hohe Jodgabe einen autoimmunen Schub triggern. Dies bedeutet nicht, dass man nötige Untersuchungen vermeiden sollte – aber ein informierter Arzt kann ggf. prophylaktisch Schilddrüsenhemmer geben oder engmaschiger kontrollieren.

Letztlich ist festzuhalten, dass es keine garantierte Prävention für Hashimoto gibt. Die beste „Vorbeugung“ besteht darin, die Erkrankung früh zu erkennen und konsequent zu behandeln, um Folgeschäden zu vermeiden. Durch Aufklärung – z.B. durch Informationen vom Robert Koch-Institut (RKI) oder der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) – soll erreicht werden, dass Betroffene und Ärzte bei Symptomen rechtzeitig an die Schilddrüse denken. Die gute Nachricht: Selbst wenn Hashimoto auftritt, stehen uns sehr effektive Therapien zur Verfügung.

Unterschiede zu anderen Schilddrüsenerkrankungen

Es gibt verschiedene Schilddrüsenerkrankungen, die teils ähnliche Symptome verursachen, aber andere Ursachen haben. Hashimoto-Thyreoiditis unterscheidet sich insbesondere von Morbus Basedow und anderen Formen der Thyreoiditis:

  • Morbus Basedow (Graves’ Disease): Wie Hashimoto ist Basedow eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse – jedoch mit gegenteiligem Effekt. Hier bilden die Patienten Autoantikörper gegen den TSH-Rezeptor (TRAK), die die Schilddrüse dauerhaft stimulieren. Das führt zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) mit Symptomen wie Gewichtsabnahme, Herzrasen, Nervosität und Hitzeintoleranz. Typisch für Basedow ist oft ein diffuser Kropf (Struma) und das Auftreten von Augenbeteiligungen (endokrine Orbitopathie: hervortretende Augen). Bei Hashimoto dagegen steht die Unterfunktion im Vordergrund und Augenprobleme treten nicht auf. Im Ultraschall zeigt Basedow ein ebenfalls echoarmes Gewebe, aber verstärkte Durchblutung (die Schilddrüse „leuchtet“ förmlich im Doppler), während Hashimoto ein eher narbig-heterogenes Muster hat. Diagnostisch unterscheiden sich beide durch die Antikörper: Hashimoto hat TPO-AK, Basedow hat TRAK. Es gibt allerdings seltene Mischformen oder zeitliche Übergänge (manche Patienten entwickeln nach Basedow-Therapie später Hashimoto). Therapie: Morbus Basedow wird mit Schilddrüsenblockierenden Medikamenten (Thyreostatika), Radiojodtherapie oder Operation behandelt. Bei Hashimoto hingegen besteht die Therapie im Hormonersatz. Basedow kann in Remission gehen (ausheilen), während Hashimoto meist bleibend ist. Es ist wichtig, beide Erkrankungen auseinanderzuhalten, da sie zwar beide Autoimmunthyreopathien sind, aber einen entgegengesetzten Verlauf nehmen.
  • Subakute Thyreoiditis (de Quervain): Dies ist eine entzündliche Schilddrüsenerkrankung nicht-autoimmuner Genese, vermutlich ausgelöst durch Virusinfekte. Charakteristisch sind starke Schmerzen im Schilddrüsenbereich, Fieber und Krankheitsgefühl – etwas, das bei Hashimoto normalerweise fehlt. De Quervain-Thyreoiditis führt häufig zu einer vorübergehenden Überfunktion (durch Zellzerstörung) und dann kurzer Unterfunktion, heilt aber oft innerhalb von Monaten von selbst aus. Die Behandlung erfolgt mit hochdosiertem Kortison oder NSAR zur Entzündungshemmung. Hashimoto hingegen ist schmerzlos und chronisch.
  • Postpartum-Thyreoiditis: Nach einer Schwangerschaft entwickeln etwa 5–10% der Frauen eine vorübergehende autoimmune Schilddrüsenentzündung (postpartale Thyreoiditis). Dies wird als eine Sonderform der Hashimoto-Thyreoiditis angesehen, ausgelöst durch die immunologischen Veränderungen nach der Entbindung. Typischerweise kommt es einige Monate nach der Geburt zu einer Phase der Überfunktion, gefolgt von einer Unterfunktion, die sich in vielen Fällen innerhalb eines Jahres wieder normalisiert. Etwa 20–30% der Betroffenen behalten jedoch eine dauerhafte Unterfunktion und brauchen dauerhaft L-Thyroxin. Frauen mit bekannter Hashimoto haben ein erhöhtes Risiko für eine Verschlechterung der Werte nach der Entbindung. Hier empfiehlt sich engmaschiges Monitoring im ersten Jahr postpartum.
  • Kropf durch Jodmangel (euthyreote Struma): Lange Zeit war in der DACH-Region der Jodmangel die häufigste Ursache von Schilddrüsenvergrößerungen und -funktionsstörungen. Ein einfacher Kropf (Struma) entsteht durch chronische Jodunterversorgung, bei der die Schilddrüse sich vergrößert, um mehr Jod aufzufangen. Dies kann zu Knotenbildung führen. Anders als Hashimoto ist dies keine Autoimmunerkrankung und die Schilddrüse ist nicht entzündet. Die Funktion ist oft normal (oder es entsteht eine leichte Unterfunktion). Die Vorbeugung erfolgt durch Jodprophylaxe (Jodsalz). Inzwischen hat dank Jodsalz die Häufigkeit des Jodmangelkropfs abgenommen, während Hashimoto als Ursache der Unterfunktion zugenommen hat. Therapieseitig wird ein Kropf je nach Größe und Symptomen mit Jod, Schilddrüsenhormon oder Operation behandelt, im Gegensatz zur reinen Hormontherapie bei Hashimoto.
  • Schilddrüsenknoten und Krebs: Knoten in der Schilddrüse sind sehr häufig und meist gutartig. Hashimoto-Patienten können auch Knoten entwickeln, aber Hashimoto selbst verursacht keine Knoten (die Sonografie kann lediglich so wirken als wären kleine Flecken vorhanden). Schilddrüsenkrebs ist eine eigene Kategorie von Erkrankungen – in Hashimoto-Drüsen findet man selten ein gering erhöhtes Lymphomrisiko, wie erwähnt. Ein differenzierter Schilddrüsenkrebs ist keine Folge von Hashimoto, wird aber durch langjährigen Jodmangel begünstigt. Sollte bei Hashimoto-Patienten ein suspekter Knoten auftreten, wird dieser abgeklärt wie bei jedem anderen Patienten (Feinnadelpunktion, Szintigraphie etc.).

Zusammenfassend liegt der Hauptunterschied zwischen Hashimoto und den meisten anderen Schilddrüsenkrankheiten in der Ursache (Autoimmun vs. z.B. Jodmangel oder viral) und in der Funktion (Unterfunktion vs. Überfunktion). Gegenüber Morbus Basedow ist Hashimoto quasi das „Gegenteil“: Hashimoto führt zu wenig Hormon, Basedow zu viel. Beide benötigen daher eine komplett unterschiedliche Behandlung. Für Patienten ist es wichtig, die korrekte Diagnose zu haben, da Begriffe wie Schilddrüsenentzündung vieles umfassen können – von Hashimoto bis De Quervain. Bei Unklarheit sollte man sich an einen Endokrinologen oder ein Schilddrüsenzentrum wenden, die viel Erfahrung mit der Differenzierung dieser Krankheitsbilder haben.

Häufige Fragen zu Hashimoto

Ist Hashimoto-Thyreoiditis heilbar?
Nein, Hashimoto ist derzeit nicht heilbar im Sinne einer Beseitigung der Autoimmunursache. Die Schilddrüsenschädigung ist meist dauerhaft. Allerdings lässt sich die resultierende Unterfunktion sehr effektiv behandeln, sodass Betroffene beschwerdefrei leben können. In seltenen Fällen klingt die Autoimmunreaktion von selbst ab, aber darauf sollte man nicht setzen. Mit lebenslanger Hormoneinnahme und guter ärztlicher Betreuung kann man Hashimoto kompensieren, wenn auch nicht heilen.

Muss ich bei Hashimoto immer Schilddrüsenhormone einnehmen?
Nicht immer sofort.
Solange die Schilddrüse noch ausreichend Hormone produziert (latente Phase), braucht man keine Medikamente. Man wird aber regelmäßig die Werte kontrollieren. Sobald sich eine klare Unterfunktion zeigt (TSH deutlich erhöht, fT4 erniedrigt und Symptome), ist eine Therapie mit L-Thyroxin notwendig – und in der Regel dauerhaft. Die meisten Hashimoto-Patienten nehmen daher lebenslang Hormontabletten, um den Hormonmangel auszugleichen. Ohne diese würde es ihnen dauerhaft schlecht gehen. Die Dosierung kann sich im Laufe des Lebens ändern (z.B. in Schwangerschaft höher, im Alter manchmal etwas geringer), aber das Medikament bleibt meist Bestandteil der täglichen Routine.

Welche Rolle spielt die Ernährung bei Hashimoto?
Eine gesunde Ernährung kann das Wohlbefinden bei Hashimoto positiv beeinflussen, ist aber kein Ersatz für Medikamente. Empfehlenswert ist eine ausgewogene, entzündungshemmende Kost reich an Obst, Gemüse, Fisch, ballaststoffreichen Kohlenhydraten und gesunden Fetten. Auf ausreichendes Selen (z.B. Paranüsse, Fisch) sollte geachtet werden, da Selen die Schilddrüse unterstützt. Extreme Diäten oder das Weglassen ganzer Nahrungsgruppen sind ohne nachgewiesene Unverträglichkeit nicht nötig – z.B. bringt glutenfreie Ernährung nur Vorteil, wenn eine Zöliakie vorliegt. Allerdings sollte bei jedem Hashimoto-Patienten Glutenunverträglichkeit getestet werden, da diese überzufällig häufig gemeinsam auftreten kann. Falls positiv, ist natürlich eine glutenfreie Ernährung wichtig. Generell gilt: Wer sich vollwertig ernährt, Übergewicht abbaut (ggf. durch Intervallfasten) und Störfaktoren wie Alkohol und Nikotin reduziert, tut seiner Schilddrüse und dem Immunsystem etwas Gutes. Viele Patienten berichten, dass sie sich mit weniger Zucker und verarbeiteten Lebensmitteln fitter fühlen. Wissenschaftlich eindeutig bewiesen ist der Nutzen bestimmter Diäten aber nicht. Wichtig ist, ausreichend Jod über die normale Ernährung aufzunehmen, jedoch keine exzessiven Jodmengen zusätzlich.

Worin unterscheiden sich Hashimoto und Morbus Basedow?
Hashimoto und Basedow sind beides Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, aber Hashimoto verursacht eine Unterfunktion, Basedow eine Überfunktion. Bei Hashimoto zerstört das Immunsystem die Drüse (meist TPO-Antikörper), bei Basedow regt es sie an (TRAK-Antikörper). Klinisch hat Hashimoto Symptome wie Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit, während Basedow mit Nervosität, Gewichtsverlust, Hitzeempfindlichkeit und oft hervorstehenden Augen einhergeht. Die Therapie ist ebenfalls grundverschieden: Hashimoto braucht Hormonersatz, Basedow bekommt hemmende Medikamente oder eine Entfernung/Verkleinerung der Schilddrüse. Es sind also zwei entgegengesetzte Krankheitsbilder. Merksatz: Hashimoto = Unterfunktion durch Zerstörung, Basedow = Überfunktion durch Stimulierung.

Wie häufig ist Hashimoto und wer ist typischerweise betroffen?
Hashimoto ist sehr häufig. In westlichen Ländern ist es die Hauptursache für Schilddrüsenunterfunktion. In Deutschland liegt die Prävalenz diagnostizierter Hashimoto-Thyreoiditis bei etwa 2% der Bevölkerung. Neuere Auswertungen deuten sogar auf bis zu ~8% hin, wenn man alle Autoimmunerkrankungen zusammen betrachtet (Hashimoto war dabei die häufigste Einzel-Erkrankung mit ~2,3%). Frauen erkranken wesentlich häufiger, ungefähr 80–90% der Patienten sind weiblich. Das typische Alter bei Diagnosestellung ist zwischen 30 und 50 Jahren. Hashimoto kann aber auch Jugendliche treffen – bei unerklärlicher Gewichtszunahme oder Pubertätsverzögerung denkt man heute früher an die Schilddrüse. In der älteren Generation wird eine leichte Unterfunktion leider oft als „Alterserscheinung“ abgetan, obwohl dahinter Hashimoto stecken kann. Insgesamt nimmt die Erkrankung zu, was teils auf verbesserte Diagnostik zurückzuführen ist. Interessant: Durch konsequente Jodversorgung (Salzjodierung) sind Jodmangel-Kropf und Kretinismus (angeborene Hypothyreose) stark zurückgegangen – dafür sieht man jetzt mehr Hashimoto, da diese Autoimmunerkrankung in jodversorgten Gebieten stärker zum Vorschein tritt.

Beeinflusst Hashimoto die Lebenserwartung oder ist es gefährlich?
Unbehandelt kann eine schwere Schilddrüsenunterfunktion durchaus gefährlich werden – im schlimmsten Fall kann es zu Herzproblemen oder einem Myxödem-Koma kommen. Behandelt ist Hashimoto jedoch nicht lebensbedrohlich. Die Lebenserwartung von Hashimoto-Patienten entspricht der der Normalbevölkerung. Wichtig ist, dass die Erkrankung erkannt und die Hormone ersetzt werden. Dann sind die meisten Risiken gebannt. Hashimoto-Patienten sollten auch kardiovaskuläre Risikofaktoren im Auge behalten (hohes Cholesterin, Blutdruck), da diese bei Unterfunktion ungünstig sein können – aber mit richtiger Therapie normalisieren sich diese Werte meist. In seltenen Fällen kann, wie erwähnt, ein Schilddrüsenlymphom auftreten, aber das betrifft weniger als 1 von 1000 Patienten. Insgesamt gilt Hashimoto als gutartig. Viele Patienten empfinden die dauerhafte Medikamenteneinnahme anfangs als belastend, doch da es sich um ein körpereigenes Hormon handelt, sind kaum Nebenwirkungen zu erwarten. Mit guter Einstellung und Lebensführung können Hashimoto-Betroffene ein ganz normales Leben führen – Beruf, Sport, Kinder bekommen – all das ist mit dieser Erkrankung möglich.

Quellen: Offizielle Informationen von Gesundheitsportalen und Fachgesellschaften, u.a. der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), dem Gesundheitsportal des Bundes (gesund.bund.de), dem Zentralinstitut für kassenärztliche Versorgung (Zi), der Uniklinik Düsseldorf sowie der WHO. Diese Quellen bestätigen die hier dargestellten medizinischen Fakten zu Hashimoto-Thyreoiditis, ihren Symptomen, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.

Medizinisch verifiziert durch Dr. Mülleneisen (HNO-Arzt, München)