Gürtelrose (Herpes zoster) ist eine Reaktivierung des Varizella‑Zoster‑Virus, das nach Windpocken im Nervensystem verbleibt und sich später als schmerzhafter, bläschenförmiger Hautausschlag äußern kann. Typischerweise verläuft die Infektion einseitig in gürtelförmigen Segmenten entlang der Nervenbahnen. Frühsymptome wie brennende Schmerzen, Juckreiz oder Kribbeln treten oft schon vor den Hautveränderungen auf.
Gürtelrose-Check
Gürtelrose (Herpes Zoster) – Ursachen, Symptome, Behandlung & Impfung
Gürtelrose, auch Herpes Zoster genannt, ist eine durch das Varizella-Zoster-Virus ausgelöste Erkrankung. Sie tritt typischerweise als schmerzhafter, gürtelförmiger Hautausschlag mit Bläschen auf einer Körperseite auf. Ursächlich ist eine Reaktivierung des Viruserregers, der nach einer früheren Windpocken-Infektion im Körper „schlummert“. Besonders bei älteren oder immungeschwächten Menschen kann Gürtelrose auftreten und teils schwere Schmerzen und Komplikationen verursachen. Eine frühzeitige Behandlung und die Gürtelrose-Impfung können Verlauf und Risiken deutlich mildern.
Definition und Ursachen von Gürtelrose
Gürtelrose ist eine Virus-Erkrankung, die durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht wird – denselben Erreger, der bei der Erstinfektion Windpocken (Varizellen) hervorruft. Nach durchgemachten Windpocken verbleiben inaktiver Viruspartikel in Nervenzellen (Spinalganglien) des Körpers. Herpes Zoster entsteht, wenn diese latent vorhandenen Viren Jahre oder Jahrzehnte später erneut aktiv werden (Virus-Reaktivierung). Die Reaktivierung führt dazu, dass sich die Viren entlang der Nervenbahnen bis in die Haut ausbreiten und dort die charakteristischen Symptome auslösen.
Mögliche Trigger für eine Reaktivierung des VZ-Virus sind unter anderem:
- Höheres Alter: Mit zunehmendem Alter nimmt die Immunabwehr ab, und Gürtelrose tritt am häufigsten bei über 50-Jährigen auf. Schätzungen zufolge erkrankt etwa jeder Vierte im Laufe seines Lebens mindestens einmal an Herpes Zoster. (In Deutschland entspricht dies über 300.000 Fällen jährlich.)
- Geschwächtes Immunsystem: Erkrankungen (z.B. HIV, Diabetes) oder immunsuppressive Therapien (etwa bei Krebs, Rheuma) erhöhen das Risiko einer Gürtelrose.
- Starker Stress oder Belastung: Physischer oder psychischer Stress kann das Immunsystem schwächen und so eine Reaktivierung begünstigen.
- Andere Faktoren: Auch Verletzungen, UV-Strahlung oder spontane Faktoren können eine Rolle spielen. Oft bleibt der genaue Auslöser einer Reaktivierung unklar.
Hinweis: Gürtelrose entsteht nicht durch frische Ansteckung von außen, sondern immer durch das Wiederaufflammen eigener schlummernder Viren. Nur Personen, die früher Windpocken hatten (oder dagegen geimpft sind), können eine Gürtelrose entwickeln. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch führt nicht zu Gürtelrose – allerdings können Personen ohne Windpocken-Immunität durch Kontakt mit Gürtelrose-Bläschen an Windpocken erkranken (siehe FAQ unten).
Symptome und Krankheitsverlauf
Abbildung: Typischer Hautausschlag bei Gürtelrose auf der Brust eines Patienten. Die Rötungen und Bläschen treten halbseitig und gürtelförmig auf. Typisch für Herpes Zoster ist zunächst ein brennender oder stechender Nervenschmerz in einem begrenzten Hautbereich, oft begleitet von Kribbeln oder Empfindungsstörungen. Nach ein bis drei Tagen folgt ein einseitiger, bandförmiger Hautausschlag mit Rötungen, auf dem sich gruppierte Bläschen bilden. Häufig ist der Rumpf (Brust- oder Rückenbereich) betroffen, wobei sich der Ausschlag von der Wirbelsäule aus gürtelförmig um den Körper ausbreitet. Er bleibt dabei strikt auf ein Dermatom (das Versorgungsgebiet eines Nervs) begrenzt und überschreitet normalerweise nicht die Körpermitte. Seltener treten die Symptome an Hals, Beinen oder Armen auf.
Typischer Verlauf der Hautsymptome bei Gürtelrose:
- Zunächst Rötungen und Schwellungen auf der Haut, passend zum betroffenen Nervensegment.
- Innerhalb von Stunden bis Tagen bilden sich darauf zahlreiche kleine Bläschen mit klarer Flüssigkeit, oft in Gruppen angeordnet. Diese Bläschen können spannen oder jucken.
- Die Bläschen trüben sich ein und platzen teilweise auf. Nach etwa 5–7 Tagen beginnen sie einzutrocknen.
- Es entstehen gelblich-bräunliche Krusten auf den ehemaligen Bläschen. Neue Bläschen bilden sich nach ungefähr einer Woche nicht mehr.
- Nach 2 bis 4 Wochen fallen die Krusten ab und die Haut heilt in der Regel vollständig ab. Zurück bleiben gelegentlich leichte hellere oder dunklere Hautstellen; Narben sind selten, können aber bei schweren Verläufen vorkommen.
Neben den örtlichen Hauterscheinungen leiden Betroffene oft unter allgemeinem Krankheitsgefühl. In der Frühphase können leichte Fieber, Müdigkeit und Abgeschlagenheit auftreten. Die Schmerzen im betroffenen Hautareal sind oft stark und können brennend, bohrend oder elektrisierend sein. Sie führen nicht selten dazu, dass schon vor Sichtbarwerden des Ausschlags eine Fehldiagnose (z.B. Rippenschmerzen, Herzbeschwerden oder Nierenkolik je nach Lokalisation) gestellt wird. Sobald jedoch der typische Bläschenausschlag erscheint, ist die Diagnose meist eindeutig.
Bei jüngeren gesunden Personen verläuft die Gürtelrose oft moderat und heilt folgenlos aus. Ältere Patienten oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem hingegen können intensivere Schmerzen und ausgedehntere Hautareale betroffen haben. Insbesondere bei diesen Gruppen besteht auch ein höheres Risiko für Folgeprobleme wie die Post-Zoster-Neuralgie (anhaltender Nervenschmerz nach Abheilen des Ausschlags, siehe Komplikationen). In seltenen Fällen tritt eine Gürtelrose ohne Hautausschlag auf – dabei klagen die Patienten „nur“ über neuralgische Schmerzen (dieses atypische Bild nennt man Zoster sine herpete).
Komplikationen einer Gürtelrose
In vielen Fällen klingt eine Gürtelrose ohne bleibende Schäden ab. Komplikationen können jedoch auftreten, vor allem bei fehlender Behandlung, höherem Alter oder Immunschwäche. Schwere Verläufe machen in etwa 10% der Fälle sogar eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich. Eine frühzeitige antivirale Therapie kann das Risiko von Komplikationen deutlich senken.
Häufige und mögliche Komplikationen bei Herpes Zoster sind:
- Post-Zoster-Neuralgie (Postherpetische Neuralgie): Diese chronische Nervenschmerz-Erkrankung ist die häufigste Komplikation. Dabei persistieren die Schmerzen im früher betroffenen Hautgebiet länger als 3 Monate nach Abheilen der Hautsymptome. Besonders Menschen über 60 sind gefährdet – bei ihnen steigt das Risiko einer Neuralgie deutlich an. Die Schmerzen können die Lebensqualität stark beeinträchtigen und halten in einigen Fällen Monate bis Jahre an, gehen aber bei vielen Betroffenen im Laufe der Zeit langsam zurück.
- Augenbeteiligung (Herpes Zoster ophthalmicus): Ist der Augenast des Trigeminusnervs betroffen, kommt es zu Gürtelrose im Gesicht, insbesondere an Stirn, Nase und Augenregion. Diese Form kann schwere Augenentzündungen auslösen – z.B. der Bindehaut, Hornhaut oder Regenbogenhaut – mit der Gefahr bleibender Sehstörungen. Auch das Augenlid und die Augenmuskeln können in Mitleidenschaft gezogen werden. Zoster am Auge erfordert immer eine augenärztliche Mitbehandlung.
- Ohren- und Gesichtsnervenbeteiligung (Herpes Zoster oticus): Betrifft die Reaktivierung den Gesichtsnerv oder Hörnerv (im Bereich Ohr/Schäfe), spricht man auch vom Ramsay-Hunt-Syndrom. Dabei treten Bläschen am Ohr (Gehörgang, Ohrmuschel) auf, oft gefolgt von einer schmerzhaften Gesichtsnervenlähmung (einseitige Facialparese) sowie möglichen Hörverlust oder Schwindel. Diese Komplikation kann zu bleibenden Hörschäden oder Gesichtsnervenschäden führen und muss rasch fachärztlich behandelt werden.
- Neurologische Komplikationen: In seltenen Fällen breitet sich das Varizella-Zoster-Virus auf das Zentralnervensystem aus. Mögliche Folgen sind eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Gehirnentzündung (Enzephalitis). Anzeichen können starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Bewusstseinsstörungen oder Lähmungen sein. Solche Verläufe sind selten, treten aber vermehrt bei immungeschwächten Patienten auf und können lebensbedrohlich sein.
- Bakterielle Superinfektion der Haut: Durch das Aufkratzen der juckenden Bläschen oder bei unzureichender Hygiene können Bakterien in die Haut eintreten. Es kann zu einer eitrigen Entzündung der Haut (Impetiginisierung) oder sogar einer tieferen Weichteilinfektion kommen. Eine antibiotische Behandlung ist dann erforderlich.
- Weitere Komplikationen: Bei ausgedehnter Gürtelrose (insbesondere bei stark unterdrücktem Immunsystem) kann es ausnahmsweise zu einer disseminierten Infektion kommen, bei der das Virus mehrere Körperregionen oder innere Organe befällt. Diese generalisierte Form ähnelt einer schweren Windpockenerkrankung und erfordert intensive Therapie. Zudem können in seltenen Fällen motorische Nerven mitbetroffen sein, was zu Muskelschwäche in dem entsprechenden Gebiet führt.
Zusammenfassend sind Personen über 50 Jahre, Immungeschwächte sowie Fälle von Kopf-/Gesichtsbeteiligung besonders komplikationsgefährdet. Bei ersten Anzeichen einer Gürtelrose in diesen Risikogruppen sollte deshalb umgehend ein Arzt aufgesucht werden, um den Verlauf zu mildern.
Diagnoseverfahren
Die Diagnose einer Gürtelrose wird meist schon anhand der klinischen Symptome gestellt. Der typische halbseitige Bläschenausschlag in Verbindung mit vorhergehendem Nervenschmerz lässt in der Regel eine eindeutige Diagnose zu. Wichtig ist die Anamnese einer früheren Windpockeninfektion (oder Varizellen-Impfung), da Gürtelrose ohne vorausgegangene Varizellen nicht auftritt.
In frühen Stadien oder bei atypischem Verlauf kann die Diagnose schwieriger sein. Falls Zweifel bestehen – etwa wenn der Hautausschlag fehlt oder uncharakteristisch ist – stehen Labortests zur Verfügung:
- PCR-Test: Mittels Polymerase-Kettenreaktion kann virale DNA des Varizella-Zoster-Virus nachgewiesen werden. Hierzu wird ein Abstrich von einer frischen Bläschenflüssigkeit oder Gewebeprobe entnommen und im Labor auf VZV getestet. Ein positives Ergebnis bestätigt die Gürtelrose eindeutig.
- Antikörpernachweis: In manchen Fällen kann eine Blutuntersuchung auf VZV-Antikörper erfolgen. Ein IgM-Nachweis könnte auf eine frische Infektion hindeuten. Allerdings ist dieser Ansatz weniger zuverlässig, da viele Erwachsene bereits IgG-Antikörper durch vergangene Windpocken besitzen.
- Differentialdiagnosen ausschließen: Bei unklarem Hautbefund muss an Differentialdiagnosen gedacht werden, z.B. Herpes simplex (Lippenherpes) bei lokalisierten Bläschen am Gesicht, oder bei generalisiertem Ausschlag an Windpocken bzw. andere Exantheme. Gegebenenfalls werden dafür weitere Tests durchgeführt.
Bei Verdacht auf Hirnbeteiligung (z.B. Meningitis) kann eine Liquoruntersuchung notwendig sein, um das Virus im Nervenwasser nachzuweisen. In der Praxis ist dies selten nötig; meist genügen klinische Untersuchung und PCR des Bläschenmaterials für die Sicherung der Diagnose.
Behandlungsmöglichkeiten
Eine frühzeitige Behandlung der Gürtelrose ist entscheidend, um den Verlauf zu mildern und Komplikationen vorzubeugen. Idealerweise sollte die Therapie innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Hautausschlags beginnen. Die Behandlung umfasst in der Regel mehrere Ansätze:
- Antivirale Medikamente: Diese sogenannten Virustatika hemmen die Vermehrung des Varizella-Zoster-Virus. Standardmedikamente sind Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir. Sie werden als Tabletten (in schweren Fällen als Infusion) über 7–10 Tage verabreicht. Eine antivirale Therapie verkürzt die aktive Phase der Erkrankung und senkt das Risiko für Komplikationen, insbesondere die postherpetische Neuralgie. Bei Augen- oder Hirnbeteiligung wird Aciclovir oft hochdosiert intravenös gegeben. Hinweis: Die Wirksamkeit ist am höchsten, wenn früh begonnen wird; nach mehr als 3 Tagen Erkrankung kann der Nutzen reduziert sein.
- Schmerztherapie: Da Gürtelrose-Schmerzen stark sein können, ist eine effektive Schmerzlinderung wichtig. Zum Einsatz kommen je nach Bedarf Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder stärkere Analgetika. Bei sehr heftigen Nervenschmerzen oder postzosterischen Neuralgien können auch spezifische Medikamente gegen Nervenschmerzen (z.B. Gabapentin, Pregabalin oder trizyklische Antidepressiva) verordnet werden. Begleitend können kühlende Umschläge oder lokale Betäubungssalben Linderung verschaffen. In bestimmten Fällen wird auch eine Kurzzeittherapie mit Cortison erwogen, um Entzündung und Schmerz zu reduzieren – dies entscheidet der Arzt individuell.
- Lokale Maßnahmen und Hautpflege: Die betroffenen Hautareale sollten sauber und trocken gehalten werden, um bakterielle Infektionen zu vermeiden. Zum Trocknen der Bläschen können Zinkschüttelmixturen oder antiseptische Lotionen angewendet werden. Bei starkem Juckreiz helfen juckreizstillende Gels oder Cremes, welche die Heilung der Bläschen unterstützen. Wichtig ist, die Bläschen nicht aufzukratzen. Sobald die Bläschen verkrustet sind, fördert trockenes Belassen die Abheilung.
- Ruhe und unterstützende Maßnahmen: Da eine Gürtelrose den Körper stresst, sollten sich Patienten schonen. Ausreichend Schlaf, Stressreduktion und ggf. Vitaminreiche Ernährung unterstützen das Immunsystem bei der Heilung.
- Behandlung von Komplikationen: Bei Auftreten einer postherpetischen Neuralgie kann eine spezielle Schmerztherapie (Schmerzambulanz) notwendig werden, z.B. mit Neuropathie-Medikamenten oder Nervenblockaden. Augenkomplikationen erfordern augenärztliche Therapien (antivirale Augentropfen, Corticoide), Ohrkomplikationen entsprechend HNO-ärztliche Maßnahmen. Bei bakterieller Superinfektion werden antiseptische Salben oder Antibiotika eingesetzt.
In schweren Fällen oder bei Risikopatienten (z.B. ausgedehnte Gürtelrose, Gesichtsbereich, Immunschwäche) erfolgt die Behandlung oft im Krankenhaus. Dort können Virustatika per Infusion verabreicht und der Patient überwacht werden. Auch Patienten mit starken Schmerzen, die ambulant nicht beherrschbar sind, werden stationär betreut. Durch die Kombination aus antiviraler Therapie, Schmerzmanagement und lokaler Hautpflege lässt sich eine Gürtelrose in den meisten Fällen gut kontrollieren und die Heilung fördern.
Prävention: Impfung und Hygienemaßnahmen
Impfung gegen Gürtelrose (Herpes-zoster-Impfung)
Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung ist die Impfung gegen Gürtelrose. Seit einigen Jahren steht ein hoch wirksamer Totimpfstoff (rekombinanter Subunit-Impfstoff mit Adjuvans, Handelsname z.B. Shingrix®) zur Verfügung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland empfiehlt seit Ende 2018 diese Gürtelrose-Impfung als Standardimpfung für alle Personen ab 60 Jahren. Zudem wird die Impfung als Indikationsimpfung bereits ab 50 Jahren empfohlen, wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen (z.B. chronische Erkrankungen wie Diabetes, COPD, rheumatologische Erkrankungen, HIV-Infektion oder andere Formen von Immunschwäche). Die Impfung erfolgt in zwei Dosen im Abstand von 2–6 Monaten und führt zu einem lang anhaltenden Immunschutz.
Auch in anderen Ländern des DACH-Raums wird die Zoster-Impfung für Ältere dringend angeraten: In Österreich laut nationalem Impfplan für alle ab 50 Jahren (für Risikogruppen bei Immunschwäche bereits ab 18 Jahren), in der Schweiz für alle ab 65 Jahren (Risikopatienten ab 50 bzw. 18 Jahren). International stuft auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Herpes Zoster als impfpräventable Krankheit ein und empfiehlt die Impfung insbesondere für ältere Erwachsene.
Die Wirksamkeit der Gürtelrose-Impfung ist sehr hoch: In Studien wurde das Erkrankungsrisiko um ca. 90% reduziert, und geimpfte Personen, die dennoch erkranken, haben meist einen milderen Verlauf. Die Impfung senkt zudem deutlich die Wahrscheinlichkeit einer postzosterischen Neuralgie. Der moderne Totimpfstoff gilt als sicher; er kann allerdings recht reaktogen sein, d.h. häufiger vorübergehende Reaktionen hervorrufen. Häufig berichten Geimpfte über Schmerzen an der Einstichstelle, Rötung, Schwellung sowie kurzfristige Allgemeinsymptome wie Muskelschmerzen oder leichtes Fieber. Diese Impfreaktionen klingen in der Regel nach 1–2 Tagen ab. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind äußerst selten. Wichtig ist, dass beide Impfdosen wahrgenommen werden, um den vollen und langanhaltenden Schutz zu erzielen.
Hinweis: In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Gürtelrose-Impfung für die von der STIKO empfohlenen Personengruppen (≥60 Jahre bzw. ≥50 mit Risiken), da es sich um eine Standard- bzw. Indikationsimpfung handelt. Auch in den meisten anderen Ländern werden die Impfkosten für die empfohlenen Altersgruppen erstattet.
Frühere Impfstoffe: Vor Einführung des Totimpfstoffes gab es einen Lebendimpfstoff (Zostavax®) gegen Gürtelrose. Dieser wird heute nicht mehr verwendet, da seine Wirksamkeit deutlich geringer und die Schutzdauer kürzer war; die STIKO hat ihn nie als Standard empfohlen.
Weitere vorbeugende Maßnahmen und Hygiene
Wer bereits an Gürtelrose erkrankt ist, sollte bestimmte Hygienemaßnahmen einhalten, um eine Übertragung des Virus auf andere zu verhindern. Zwar kann Gürtelrose selbst nicht „direkt“ übertragen werden, jedoch befindet sich das Virus in den Bläschen und kann bei Kontakt bei Nicht-Immunen Windpocken auslösen. Folgende Maßnahmen werden empfohlen:
- Bläschen abdecken: Decken Sie den Ausschlag möglichst mit einem trockenen Verband, einer Mullbinde oder durch Kleidung ab. So wird direkter Kontakt mit der infektiösen Bläschenflüssigkeit vermieden.
- Händehygiene: Waschen Sie regelmäßig gründlich die Hände, vor allem nach Kontakt mit den Hautstellen. Das Virus wird hauptsächlich als Schmierinfektion über die Hände übertragen.
- Kontakt meiden: Verzichten Sie bis zum Abheilen auf engen körperlichen Kontakt zu gefährdeten Personen – insbesondere Schwangeren ohne Windpocken-Impfung, Neugeborenen, Säuglingen oder Menschen mit Immunschwäche. Diese Gruppen haben ein erhöhtes Risiko für schwere Windpocken.
- Isolation in Gemeinschaftseinrichtungen: Wer an Gürtelrose erkrankt ist, sollte nach Möglichkeit zu Hause bleiben, bis die Bläschen verkrustet sind. In Gemeinschaftseinrichtungen (wie Schulen, Pflegeheimen) entscheiden im Einzelfall das Gesundheitsamt oder der behandelnde Arzt, ob ein Tätigkeitsverbot nötig ist. Insbesondere wenn der Ausschlag nicht vollständig abgedeckt werden kann oder ein Umgang mit vulnerablen Personen erfolgt (z.B. in Krankenhäusern), kann eine vorübergehende Isolation erforderlich sein.
- Wann keine Ansteckungsgefahr mehr? Sobald wirklich alle Bläschen verkrustet und die Krusten abgefallen sind, ist man nicht mehr ansteckend. Dieser Zeitpunkt ist meist 2–3 Wochen nach Auftreten der ersten Symptome erreicht. Zur Sicherheit sollte dies vom Arzt bestätigt werden.
Darüber hinaus hilft eine gesunde Lebensweise, das Immunsystem zu stärken und damit das Risiko einer Herpes-zoster-Reaktivierung zu senken. Ausreichend Schlaf, Stressabbau, ausgewogene Ernährung und die Behandlung von chronischen Erkrankungen können einen Beitrag leisten. Einen garantierten Schutz vor Gürtelrose bietet allerdings nur die Impfung.
Häufige Fragen zu Gürtelrose
Ist Gürtelrose ansteckend?
Direkt von Mensch zu Mensch ist Gürtelrose nur bedingt ansteckend. Entscheidend ist: Gürtelrose entsteht durch Reaktivierung des Virus im eigenen Körper und nicht durch frische Ansteckung. Allerdings können die in den Bläschen enthaltenen Viren auf Personen übertragen werden, die keinen Immunschutz gegen VZV haben. Erfolgt ein Kontakt mit der Flüssigkeit der Gürtelrose-Bläschen (z.B. über die Hände oder kontaminierte Gegenstände), kann der Virus auf die empfängliche Person übergehen – diese bekommt dann Windpocken, nicht direkt Gürtelrose.
Die Ansteckung erfolgt in erster Linie über Schmierinfektion bei direktem Kontakt mit dem Bläscheninhalt, nicht über Tröpfcheninfektion in der Luft. Das heißt, im Gegensatz zu Windpocken (die sehr leicht über die Luft übertragbar sind) ist Herpes Zoster weniger ansteckend. Solange der Ausschlag feucht ist und neue Bläschen vorhanden sind, besteht Ansteckungsgefahr. Wenn alle Bläschen ausgetrocknet und verkrustet sind, ist man nicht mehr ansteckend. Dies ist meist nach etwa 1–2 Wochen der Fall.
Schutzmaßnahmen: Patienten sollten die genannten Hygieneregeln einhalten – also Bläschen abdecken, Hände waschen und Abstand zu gefährdeten Personen halten. Für Personen mit durchgemachten Windpocken oder Varizellen-Impfung besteht in der Regel keine Gefahr, sich bei einem Gürtelrose-Patienten anzustecken, da ihr Immunsystem das Virus erkennt. In Kliniken oder Gemeinschaftseinrichtungen wird bei offener Gürtelrose oft ein vorübergehender Ausschluss empfohlen, vor allem um Kontakt zu Risikogruppen zu vermeiden; hierüber entscheidet das Gesundheitsamt oder der Arzt im Einzelfall.
Wie lange dauert eine Gürtelrose?
Die Dauer einer Gürtelrose kann von Patient zu Patient variieren, meist erstreckt sich die akute Phase jedoch über einige Wochen. Der Zeitraum lässt sich grob in folgende Phasen einteilen:
- Vorläuferphase: In den ersten paar Tagen (1–5 Tage) machen sich oft unspezifische Symptome bemerkbar: lokale Schmerzen, Missempfindungen und leichtes Krankheitsgefühl, bevor der Ausschlag sichtbar wird.
- Akute Ausschlagphase: Sobald die Bläschen auftreten, dauert es in der Regel 5 bis 7 Tage, bis keine neuen Bläschen mehr hinzukommen und die bestehenden Bläschen beginnen zu verkrusten. In dieser Zeit können Schmerzen und eventuell Fieber am stärksten sein.
- Abheilungsphase: Die Krusten fallen nach und nach ab. Insgesamt heilt der Hautausschlag innerhalb von etwa 2 bis 4 Wochen vollständig ab. In diesem Zeitraum lassen auch die akuten Schmerzen meist nach. Rötliche oder dunkle Verfärbungen der Haut können noch einige Wochen sichtbar bleiben, bilden sich aber zurück.
Im Durchschnitt beträgt die sichtbare Dauer (von erstem Hautausschlag bis zum Abfallen der letzten Kruste) ungefähr 3 Wochen. Bei jüngeren Patienten kann es auch schneller abheilen, während es bei älteren etwas länger dauern kann.
Zu beachten ist, dass die Schmerzen in manchen Fällen länger anhalten können als der Hautbefund. Falls eine Post-Zoster-Neuralgie eintritt, können Nervenschmerzen leider Monate oder sogar Jahre über die Abheilung hinaus persistieren. Dies betrifft vor allem ältere Patienten. Allerdings gilt: Ohne Komplikationen klingt eine Gürtelrose meist innerhalb von vier Wochen ab, und der Betroffene ist wieder vollständig belastbar.
Kann man Gürtelrose mehrmals bekommen?
Ja – obwohl Gürtelrose oft nur einmal im Leben auftritt, kann man theoretisch mehrmals daran erkranken. Nach einer durchgemachten Gürtelrose entwickelt der Körper zwar eine Immunität, die das Risiko eines erneuten Ausbruchs reduziert, jedoch bietet diese keinen 100% dauerhaften Schutz. Insbesondere mit zunehmendem Alter oder bei nachlassender Immunkompetenz kann das Virus erneut aktiv werden. Wiederholte Gürtelrose-Episoden (Rezidive) sind möglich, insbesondere bei immungeschwächten Personen. Das Risiko für ein Rezidiv steigt im Laufe der Zeit nach der ersten Erkrankung allmählich an – d.h. jemand, der sehr jung eine Gürtelrose hatte, könnte Jahrzehnte später nochmals eine bekommen, wenn die Immunität nachlässt.
In Zahlen ausgedrückt erleidet schätzungsweise etwa 1–5% der zuvor gesunden Patienten irgendwann eine zweite Gürtelrose. Dieses Risiko ist deutlich höher, wenn gewisse Risikofaktoren vorliegen (z.B. HIV-Infektion, Krebsleiden mit Chemotherapie, Einnahme Immunsuppressiva). Bei schwer immunsupprimierten Personen können sogar wiederholte oder chronische Verläufe auftreten.
Gut zu wissen: Wer eine Gürtelrose hatte, sollte sich trotzdem (bzw. erst recht) gemäß Impfempfehlungen impfen lassen. Die STIKO empfiehlt die Gürtelrose-Impfung auch für genesene Personen ab 60 (bzw. 50 bei Risikofaktoren) – allerdings mit einem Abstand von circa einem Jahr nach der Erkrankung. Die Impfung kann die Auffrischung der Immunität bewirken und so vor weiteren Episoden schützen. Sprechen Sie hierzu mit Ihrem Arzt.
Weitere häufige Fragen
Ist Gürtelrose gefährlich? – In den meisten Fällen verläuft Gürtelrose nicht lebensbedrohlich und heilt bei rechtzeitiger Behandlung folgenlos aus. Gefährlich sind vor allem die möglichen Komplikationen (siehe oben), die zu starken chronischen Schmerzen oder Schäden am Auge/Ohr führen können. Bei immungeschwächten Patienten kann eine Gürtelrose auch schwer verlaufen. Insgesamt sterben nur sehr wenige Menschen an Gürtelrose; die Krankheit kann aber erhebliche Leiden verursachen, weshalb Prävention und Therapie wichtig sind.
Kann eine Gürtelrose auf andere Körperstellen übergreifen? – Normalerweise bleibt der Ausschlag auf das Versorgungsgebiet eines Nervs begrenzt (ein Dermatom) und überschreitet die Mittellinie nicht. Eine Ausbreitung auf direkt benachbarte Dermatome kann vorkommen, ist aber selten. Bei Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem wurden in seltenen Fällen disseminierte Verläufe beobachtet, bei denen mehrere Körperregionen betroffen sind – dies ähnelt dann einem Windpockenausschlag am ganzen Körper und bedarf einer intensivmedizinischen Behandlung.
Kann ein Kind Gürtelrose bekommen? – Gürtelrose im Kindesalter ist sehr selten, kommt aber vor. Voraussetzung ist, dass das Kind zuvor Windpocken hatte (oder in seltenen Fällen geimpft wurde und das Impfvirus reaktiviert sich, was extrem unwahrscheinlich ist). Kinder mit angeborener oder erworbener Immunschwäche können eher an Herpes Zoster erkranken. In der Regel jedoch sind Windpocken die primäre Krankheit der Kindheit, und Gürtelrose tritt erst in späteren Jahrzehnten auf.
(Bei weiteren Fragen wenden Sie sich an Ihre Ärztin/Ihren Arzt oder informieren Sie sich bei offiziellen Stellen wie dem Robert Koch-Institut.)
Natürlich! Hier ist ein Quellenverzeichnis mit direkten Links zu den verwendeten und empfohlenen Fachquellen im Artikel über Gürtelrose (Herpes Zoster). Diese stammen größtenteils von offiziellen Gesundheitsbehörden und medizinischen Fachgesellschaften im DACH-Raum sowie von der WHO:
📚 Quellenverzeichnis
- Robert Koch-Institut (RKI) – Ratgeber für Ärzte: Herpes zoster
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HerpesZoster.html - STIKO Impfempfehlung: Herpes Zoster
https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/HerpesZoster.html - Infektionsschutz.de (BZgA) – Erregersteckbrief zu Windpocken & Gürtelrose
https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/windpocken-varizella-zoster-virus/ - Impfkalender der STIKO (RKI)
https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Impfkalender/Impfkalender.html - Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) – Impfplan Österreich
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Impfen/Impfplan.html - AGES – Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit – Herpes Zoster
https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/herpes-zoster/ - Bundesamt für Gesundheit (BAG) – Empfehlungen zur Herpes-Zoster-Impfung
https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/herpes-zoster.html - Infovac Schweiz – Informationen zur Impfung gegen Gürtelrose
https://www.infovac.ch/de/impfungen/herpes-zoster-guertelrose - World Health Organization (WHO) – Varicella and herpes zoster vaccines: WHO position paper
https://www.who.int/publications/i/item/varicella-and-herpes-zoster-vaccines-who-position-paper-june-2014 - CDC – Centers for Disease Control and Prevention (USA) – Shingles (Herpes Zoster)
https://www.cdc.gov/shingles/index.html