Eisenmangel ist ein weit verbreiteter Nährstoffmangel, der die Gesundheit und Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Eisen ist im Körper vor allem im roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) gebunden und für den Sauerstofftransport und viele Stoffwechselfunktionen unverzichtbar. Fehlt dem Körper Eisen, fällt die Bildung von Hämoglobin schwächer aus, was zu Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und allgemeiner Leistungsminderung führt. Langfristig kann ein unerkannter Eisenmangel in eine Eisenmangelanämie münden, die ebenfalls körperliche und kognitive Folgen hat. Weltweit leiden insbesondere Frauen und Kinder häufig an Anämien, wobei Eisendefizit eine der Hauptursachen ist.

Früherkennung und Selbsttest

Vorläufige Hinweise auf einen Eisenmangel kann man oft anhand einfacher Merkmale zuhause erkennen. Typische Selbsttests sind Nagelbeobachtungen und Mundschleimhaut-Checks. Erkennbar sind etwa Löffelnägel (Koilonychie) mit vertiefter Nagelmitte sowie brüchige Nägel oder eingerissene Mundwinkel (Mundwinkelrhagaden). Auch eine blasse, glatte Zunge oder häufige Aphthen (Mundschleimhautentzündungen) deuten auf Eisenmangel hin. Allgemeine Frühsymptome wie ungewöhnliche Erschöpfung, Kopfschmerzen und Schwindel bei Alltagstätigkeiten können wichtige Warnsignale sein. Ebenso sind Konzentrationsprobleme oder brennende Zunge Beschwerden, die mit Eisenmangel in Verbindung gebracht werden. Ernährungsbedingte Selbsttests oder Online-Symptom-Checks können eine erste Einschätzung liefern, ersetzen aber keine Laboruntersuchung. Eine sichere Diagnose erfordert eine Blutuntersuchung (siehe Diagnostik). Wird ein Verdacht erhärtet, sollte zeitnah ärztlicher Rat eingeholt werden.

Ursachen

Ein Eisenmangel entsteht meist durch ein Ungleichgewicht zwischen Eisenaufnahme und -bedarf. Zu den Hauptursachen zählen:

  • Blutverluste: Chronische Blutverluste – etwa unbemerkte Magen-Darm-Blutungen (Ulcera, Tumore, Entzündungen) – sowie wiederholte starke Menstruationsblutungen bei Frauen. Auch Operationen, Unfälle oder regelmäßiges Blutspenden können erheblichen Eisenverlust verursachen.
  • Ungenügende Zufuhr: Sehr einseitige Ernährung oder Essstörungen (z.B. Magersucht) führen oft zu zu wenig Eisenaufnahme. Vegetarier und insbesondere Veganer sind gefährdet, da pflanzliches Eisen schlechter verwertet wird und zudem oft Hemmstoffe (Phytate in Vollkorn, Polyphenole in Kaffee/Tee) enthalten sind.
  • Erhöhter Bedarf: In Phasen mit gesteigertem Eisenbedarf kommt es leichter zum Mangel. Dazu zählen Schwangerschaft und Stillzeit (Erhöhung des Blutvolumens und kindliches Wachstum) sowie Wachstumsphasen bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Auch Leistungssport und intensiv betreibter Ausdauersport steigern den Eisenverbrauch, da mehr Hämoglobin für die erhöhte Sauerstoffversorgung gebraucht wird.
  • Resorptionsstörungen: Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (z.B. Zöliakie, chronisch-entzündliche Darmerkrankung, atrophische Gastritis) oder operative Eingriffe am Magen können die Eisenaufnahme behindern. Ebenso stören bestimmte Medikamente (Magensäureblocker, NSAR wie Ibuprofen oder ASS) die Eisenresorption. Bei Kleinkindern kann sehr hohe Kuhmilchzufuhr die Eisenaufnahme hemmen.
  • Funktioneller Eisenmangel: Bei chronischen Erkrankungen (z.B. Krebs, chronische Entzündungen, Niereninsuffizienz) wird Eisen zwar ausreichend aufgenommen, kann aber aufgrund erhöhter Hepcidin-Spiegel nicht ins Blut abgegeben werden. In diesem Fall ist die Eisenverfügbarkeit trotz gespeicherter Reserven eingeschränkt.
  • Seltene Ursachen: In seltenen Fällen liegen genetische Defekte (z.B. eisenresistente Eisenmangelanämie) oder Blutbildungsstörungen (z.B. Sideroblastische Anämie) zugrunde.

Symptome

Die Symptome eines Eisenmangels reichen von unspezifischen bis zu deutlichen Beschwerden, die mit zunehmendem Schweregrad und niedrigeren Eisenwerten zunehmen. Häufig sind:

  • Allgemeine Beschwerden: Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Leistungsschwäche selbst bei normalen Alltagstätigkeiten gehören zu den Leitsymptomen. Der Körper reagiert empfindlich auf Sauerstoffmangel – so treten bei Anstrengung rasche Erschöpfung, Kurzatmigkeit und Herzklopfen auf.
  • Blässe: Durch das verringerte Hämoglobin wirkt Haut und Schleimhaut deutlich blasser. Ebenso kann es zu brüchigen, glanzlosen Haaren und Nägeln kommen.
  • Kognitive und neurologische Störungen: Konzentrationsprobleme, Reizbarkeit oder Lernschwäche treten besonders bei Kindern gehäuft auf. Schwindel, Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Schlafstörungen können ein Zeichen von unzureichender Sauerstoffversorgung sein.
  • Mund-/Zungenbefund: Risse in den Mundwinkeln (Winkelrhagaden), brennende oder glatte, blasse Zunge (Atrophische Glossitis) sowie häufiges Bilden von Aphthen an der Mundschleimhaut sind charakteristische Zeichen.
  • Spezielle Phänomene: Manchen Betroffenen verspüren ein starkes Verlangen, Eis zu kauen (Pagophagie), was als Hinweis auf Eisenmangel gewertet wird. Ebenfalls kann ein Restless-Legs-Syndrom (unruhige Beine) durch Eisenmangel verstärkt werden.
  • Stadien:
    • Latenter Eisenmangel: Speichereisen (Ferritin) niedrig, aber Hämoglobin und Blutbild noch normal – oft ohne oder nur milde Symptome.
    • Eisenmangel ohne Anämie: Ferritin deutlich erniedrigt, Gewebe-Eisen fehlt zunehmend, erste Symptome (oben genannt) treten meist auf, das Blutbild ist aber noch nicht auffällig.
    • Eisenmangelanämie: Ferritin stark erniedrigt und Hämoglobin unter Norm. Zusätzlich zu den genannten Beschwerden kommen schwere Anämiezeichen hinzu – etwa Atemnot bei geringer Belastung, rascher Puls und in Extremfällen Angina pectoris oder Bewusstseinsstörungen.

Kindern und Jugendlichen fällt Eisenmangel oft durch auffällige Müdigkeit, Blässe und Reizbarkeit auf. Ein lang bestehender Mangel kann zu Entwicklungsverzögerungen und Konzentrationsstörungen führen. Schwangere sollten besonders auf Symptome achten, da eisenbedingte Blutarmut in der Schwangerschaft das Infektionsrisiko erhöhen und das Geburtsgewicht des Kindes mindern kann. Ältere Menschen zeigen Eisenmangel häufig unspezifisch als allgemeine Gebrechlichkeit und Leistungsschwäche, die im Alter schwer zuzuordnen ist.

Diagnostik

Die sichere Diagnose des Eisenmangels erfolgt über Blutuntersuchungen. Typische Laborparameter sind:

  • Großes Blutbild: Hämoglobin (Hb), Hämatokrit (Hkt), Erythrozyten, MCV (mittleres Korporalvolumen) und MCH (mittleres Korporal-Hb). Bei Eisenmangelanämie sind Hb, MCV und MCH erniedrigt (mikrozytäre, hypochrome Anämie). Die Erythrozytenverteilungsbreite (RDW) ist oft erhöht. Ein steigender Retikulozytenwert 5–7 Tage nach Therapiebeginn („Retikulozytenkrise“) zeigt, dass das Knochenmark auf Eisengabe reagiert.
  • Serum-Ferritin: Wichtigster Marker für die Eisenspeicher. Normalwerte liegen bei Frauen etwa bei 22–112 µg/L. Ein Ferritin unter ca. 15 µg/L zeigt fast immer leere Eisenspeicher an. Da Ferritin ein Akut-Phase-Protein ist, kann es bei Infektionen oder Entzündungen fälschlicherweise ansteigen. Daher wird simultan oft das CRP bestimmt.
  • Transferrin und Transferrinsättigung: Transferrin bindet Eisen im Blut. Die Transferrinsättigung (Eisen/Transferrin-Koeffizient) liegt normalerweise um 20–50 %. Bei Eisenmangel sinkt die Sättigung deutlich ab (oft < 20 %), während das Transferrin selbst ansteigt. Da die Blutprobe nüchtern entnommen werden sollte, wird üblicherweise die Transferrinkonzentration und der Eisengehalt gemessen und daraus der Quotient berechnet.
  • Löslicher Transferrin-Rezeptor (sTfR): Spiegel des sTfR steigt bei Eisenmangel (unabhängig von Entzündungen), da Körper versucht, mehr Eisen aufzunehmen. Er hilft vor allem, wenn Entzündungsmarker erhöht sind und Ferritin nicht zuverlässig ist.
  • Retikulozyten-Hämoglobin (Ret-Hb, CHr): Zeigt die Hämoglobinierung der Vorläuferzellen. Ein Wert < 28 pg gilt als früher Marker eines funktionellen Eisenmangels.

Tabelle: Typische Laborbefunde bei Eisenmangel:

Parameter Normalbereich (Frau) Eisenmangel-Befund
Hämoglobin (Hb) 12–15 g/dL ↓ (unter Norm, Anämie)
MCV (mittleres Vol.) 80–100 fl ↓ (mikrozytär)
Serum-Ferritin 22–112 µg/L < 15–20 µg/L (leere Speichereisen)
Transferrin-Sättigung ~ 20–50 % ↓ (verminderte Eisenverfügbarkeit)
Serum-Transferrin ~ 2–3 g/L ↑ (Kompensation)
CRP (Entzündungsmarker) < 0,5 mg/dL erhöht (kann Ferritin verfälschen)

Die Definition der Anämie erfolgt nach WHO-Grenzwerten: Unter 12,0 g/dL bei Frauen (nicht schwanger) bzw. unter 13,0 g/dL bei Männern spricht man von Blutarmut. Ein Eisenmangel liegt bereits vor, wenn die Eisenspeicher leer sind (niedriges Ferritin), unabhängig vom Hb-Wert. Nur wenn zusätzlich der Hämoglobinwert unter diese Schwelle fällt, spricht man von einer Eisenmangelanämie.

Risikogruppen

Ein Eisenmangel kann prinzipiell jeden treffen, bestimmte Gruppen sind jedoch besonders gefährdet:

  • Säuglinge und Kinder: Besonders in Wachstumsphasen steigt der Eisenbedarf. Frühgeborene (< 2.500 g) erhalten ab der 8. Lebenswoche oft vorsorglich Eisensupplemente (ca. 2–2,5 mg/kg täglich bis 12–15 Monate). Auch Kleinkinder können durch unzureichende Ernährung leicht Mangel entwickeln. Unbehandelter Mangel im Kleinkindalter kann Wachstums- und Entwicklungsstörungen nach sich ziehen.
  • Schwangere: Durch Blutvolumenexpansion und Versorgung des Fötus steigt der Eisenbedarf in der Schwangerschaft stark. Rund 20–30 mg extra pro Tag werden benötigt. Schwangere ohne ausreichende Zufuhr entwickeln rascher einen Mangel, der Komplikationen (niedriges Geburtsgewicht, Infektionen) begünstigt. Frauen mit bekannten Risikofaktoren (mehrfache Schwangerschaften, Mangelernährung) werden daher engmaschig überwacht.
  • Frauen im gebärfähigen Alter: Regelmäßige Menstruationsblutungen führen – vor allem bei starken Regelblutungen – zu bedeutendem Eisenverlust. Frauen im reproduktiven Alter sind daher deutlich häufiger von Eisenmangel betroffen als Männer.
  • Ältere Menschen: Mit dem Alter nehmen die Eisenreserven häufig ab, z.B. durch eingeschränkte Ernährung (weniger Fleisch, Appetitverlust) oder chronische Krankheiten, die zu kleinen Blutverlusten oder Resorptionsstörungen führen. Dadurch ist bei Senioren eine Anämiehäufigkeit erhöht.
  • Leistungssportler: Vor allem Ausdauersportler (z.B. Langstreckenläufer) verlieren vermehrt Eisen (über Schweiß, Hämolyse in der Muskulatur) und verbrauchen mehr Sauerstoff. Sportler haben daher oft einen höheren Bedarf und entwickeln leichter einen Mangel.
  • Vegetarier und Veganer: Da pflanzliches Eisen (3-wertig) schlechter absorbiert wird als Fleisch-Eisen (2-wertig), haben Menschen, die auf Fleisch verzichten, ein höheres Risiko. Auch Ernährung mit hohem Anteil an Eisenhemmern (Milch, Schwarztee) kann die Eisenversorgung ungünstig beeinflussen.

Besonders gefährdet sind daher Mädchen im Teenageralter (erste schwere Regelblutungen) und Frauen, die wenig eisenreiche Nahrung zu sich nehmen. Weltweit sind Schätzungen zufolge etwa 30 % der Frauen im gebärfähigen Alter von Anämie betroffen.

Folgen und Komplikationen

Ein unbehandelter Eisenmangel kann vielfältige gesundheitliche Folgen haben:

  • Fortschreitende Blutarmut: Persistiert der Mangel, fällt der Hb-Wert unter die Norm (Anämie). Dadurch sinkt die Sauerstoffversorgung der Organe, was zu chronischer Müdigkeit und Abnahme der körperlichen Belastbarkeit führt.
  • Herz-Kreislauf-Belastung: Vor allem bei bereits herzkranken Patienten verschlechtert sich die Herzleistung. Eisenmangel tritt bei bis zu 50 % der Herzinsuffizienzpatienten auf. Er verstärkt Herzklopfen und Kurzatmigkeit und kann das Fortschreiten einer Herzschwäche beschleunigen. Studien belegen, dass eine Korrektur des Eisenmangels bei Herzinsuffizienz die Lebensqualität verbessert.
  • Immunschwäche: Eisen spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem. Langfristiger Mangel führt zu einer teilweisen Atrophie lymphatischer Organe und verringert die zelluläre Immunabwehr. Dadurch steigt die Infektanfälligkeit. In der Schwangerschaft kann eine Anämie die Abwehrkraft schwächen und das Infektionsrisiko erhöhen.
  • Kognitive und körperliche Entwicklung: Bei Kindern kann starker Eisenmangel zu Entwicklungsstörungen, verzögerter Reifung des Gehirns und Lernschwäche führen. In Studien wurden auch Zusammenhänge mit Aufmerksamkeits- und Schlafstörungen gezeigt. Generell gehen chronischer Eisenmangel und Anämie mit Konzentrationsproblemen, Depression oder Reizbarkeit einher.
  • Schwangerschaftsrisiken: Schwerer Eisenmangel in der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Frühgeburt, geringes Geburtsgewicht und postpartale Erschöpfung. Schwangere mit Blutarmut haben häufiger Komplikationen unter der Geburt.
  • Weitere Folgen: Manche Patientinnen entwickeln im Extremfall Pica (Essgelüste für ungenießbare Substanzen, z.B. Lehm oder Eis), was letztlich nur auf den Mangel zurückzuführen ist. Chronischer Mangel kann zudem zu allgemeiner Organbelastung führen (viele Enzyme benötigen Eisen) und langfristig die Lebensqualität massiv einschränken.

Behandlung

Die Therapie des Eisenmangels richtet sich nach Schwere und Ursache. Wichtige Maßnahmen sind:

  • Ernährungstherapie: Eine eisenreiche Kost ist Grundvoraussetzung. Empfehlenswert sind Fleisch (Rind, Schwein, Innereien), Fisch, Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen), Vollkornprodukte, grünes Blattgemüse (z.B. Spinat) und Nüsse. Eisen aus tierischen Quellen (Hämeisen) wird besser aufgenommen als pflanzliches (Nicht-Hämeisen). Die Resorption von Eisen aus der Nahrung lässt sich fördern, indem man die Mahlzeit mit Vitamin-C-reichem Obst oder Gemüse (z.B. Paprika, Orangen) kombiniert. Gleichzeitig sollten Hemmstoffe gemieden werden: Koffein- und Teeinhalte in Kaffee/Tee oder hohe Milch/Kalziumzufuhr zusammen mit eisenreichen Mahlzeiten reduzieren die Aufnahme. Regelmäßiges Kochen in Gusseisentöpfen kann zusätzlich die Eisenzufuhr leicht erhöhen.
  • Eisensupplemente (oral): Bei diagnostiziertem Eisenmangel sind Eisenpräparate üblich. Üblicherweise werden Eisen(II)-Sulfat oder -Fumarat eingesetzt. Die Tagesdosis liegt meist bei 50–100 mg elementarem Eisen (meist aufgeteilt auf 2–3 Einzeldosen). Nach aktueller Studienlage und Leitlinie wird jedoch empfohlen, bei milderem Mangel alternierend täglich einzunehmen (jeweils jeden zweiten Tag), um die körpereigene Regulation (Hepcidin-Anstieg) zu umgehen. Bei schwerem Mangel kann eine tägliche Einnahme sinnvoll sein. Präparate werden am besten nüchtern oder mit etwas Orangensaft eingenommen, da Milchprodukte und Kalzium die Wirkung hemmen. Um den Therapieerfolg zu überprüfen, wird nach einigen Wochen ein Blutbildkontrolle empfohlen.
  • Dauer der Therapie: Die orale Eisensubstitution sollte mindestens 3 Monate fortgesetzt werden, auch nachdem der Hämoglobinwert normalisiert ist, um die Eisenspeicher wieder aufzufüllen. Eine zu kurze Therapie führt oft zu Rückfällen. Bei guter Verträglichkeit kann die Einnahme ggf. in langsam sinkender Dosierung (z.B. an wechselnden Tagen) über längere Zeit (6–12 Monate) erfolgen.
  • Intravenöse Eisensubstitution: Bei ausgeprägtem Mangel, Unverträglichkeit oraler Präparate oder Resorptionsstörungen (z.B. nach Operationen am Darm) wird Eisen intravenös verabreicht – meist als Eisencarboxymaltose oder Ferrikumsalze. Diese Therapien werden in der Regel ambulant oder stationär unter ärztlicher Überwachung durchgeführt. Moderne Präparate ermöglichen hohe Dosen in wenigen Stunden. Die Verabreichung verbessert rasch den Eisenstatus und die Symptome, besonders bei Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankungen. Allerdings kann es zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder allergischen Reaktionen kommen, daher erfolgt diese Therapie nur unter medizinischer Kontrolle.
  • Begleitmaßnahmen: Zusätzlich ist es wichtig, die Ursachen des Mangels zu beheben (z.B. Blutungsquelle behandeln, Ernährung umstellen). Bei Frauen mit starker Menstruation können Hormontherapien den Blutverlust reduzieren. Bewegungstherapie oder physikalische Gefäßstimulation können die Effektivität der Behandlung geringfügig verbessern.

Nebenwirkungen: Eisenpräparate verursachen häufig gastrointestinale Beschwerden – etwa Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall. Auch dunkler, fast schwarzer Stuhl ist eine normale Begleiterscheinung. Eine Einnahme am Abend oder langsame Dosissteigerung kann die Verträglichkeit verbessern. Bei Unverträglichkeit kann ein Wechsel des Präparates (z.B. Eisen(III)-polymaltose) oder die Umstellung auf wöchentliche Dosen unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Prävention

Vorbeugend hilft eine ausgewogene Ernährung und gezieltes Risikomanagement:

  • Ernährung: Wie unter Behandlung beschrieben, sollte reichlich eisenhaltige Kost verzehrt werden. Vitamin C-reiche Lebensmittel (Zitrusfrüchte, Beeren, Paprika) gehören zu jeder Mahlzeit mit eisenhaltigen Komponenten. Gleichzeitig empfiehlt es sich, den Konsum von stark Kaffee, Schwarztee oder Milch rund um eisenreiche Mahlzeiten zu reduzieren. Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte liefern zwar Eisen, enthalten aber auch Phytate; sie sollten daher möglichst in Kombination mit Vitamin C oder fermentierten Produkten (Sauerteigbrot) verzehrt werden.
  • Lebensstil: Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung unterstützt den Stoffwechsel, bei niedrigen Werten können Arztbesuche mit Blutkontrollen sinnvoll sein. Frauen mit starken Regelbeschwerden sollten ärztlich beraten werden. Bei Sportlern ist auf ausreichende Nährstoffzufuhr zu achten.
  • Monitoring: In Risikogruppen (Schwangere, Kinder, Vegetarier) wird ein jährliches Blutbild empfohlen. Kinder werden im Säuglings- und Kleinkindalter routinemäßig untersucht; bei auffälligen Symptomen oder Risikofaktoren erfolgt ein früherer Check. Schwangere wird ab der ersten Vorsorge regelmäßig auf Eisenmangel untersucht. Wer häufig Blut spendet, sollte vorab die Eisenwerte kontrollieren.
  • Supplementierung: Bei hohem Risiko kann eine prophylaktische Eisensupplementierung sinnvoll sein. So empfehlen etwa kinderärztliche Leitlinien für Frühgeborene eine gezielte Eisentherapie. Für ansonsten gesunde Kinder und Schwangere genügt in der Regel eine eisenreiche Ernährung; Schwangeren wird jedoch oft eine ein tägliches Supplement von 30–60 mg empfohlen, da der Mehrbedarf sonst schwer allein mit der Nahrung gedeckt werden kann.
  • Lebensmittelanreicherung: Auf Bevölkerungsebene werden Maßnahmen wie die Eisenanreicherung von Grundnahrungsmitteln (Getreide, Salz) diskutiert und eingesetzt, um allgemeine Mangelraten zu senken. Flankiert wird dies durch Aufklärungskampagnen über eisenreiche Ernährung.

Unterschiede zu Anämie

Ein Eisenmangel liegt vor, wenn die Eisenspeicher (Ferritin) leer sind. Erst wenn zusätzlich der Hämoglobinwert unterhalb der Norm fällt, spricht man von einer Eisenmangelanämie. Das heißt: Eisenmangel kann lange Zeit bestehen, ohne dass eine manifeste Blutarmut auftritt. In der Praxis bedeutet dies: Sinkt nur das Ferritin, sind die ersten Beschwerden (Müdigkeit, Schwäche) möglich, obwohl das Blutbild noch unauffällig ist. Fällt jedoch das Hb ab (unter 12 g/dL bei Frauen, 13 g/dL bei Männern), wird von Anämie gesprochen und Eisenmangel ist die häufigste Ursache. Nicht jede Anämie ist eisenbedingt – andere Ursachen sind Mangel an Vitamin B12/Folat oder chronische Erkrankungen. Umgekehrt ist nicht jeder Eisenmangel bis zur Anämie ausgeprägt. Die Diagnose stützt sich auf Blutwerte: Ein sehr niedriges Ferritin spricht klar für Eisenmangel. Da der Ferritinwert jedoch bei Infekten ansteigen kann, nutzt man zur Abgrenzung die Transferrinsättigung und den löslichen Transferrin-Rezeptor.

Wissenschaftliche Studien

Aktuelle Forschung fließt zunehmend in Leitlinien ein. So wurde in den letzten Jahren erkannt, dass Hepcidin – ein Hormon, das die Eisenaufnahme steuert – nach Eisengabe ansteigt und die Resorption am Folgetag hemmt. Daher empfehlen Experten nun für leichten bis mäßigen Eisenmangel eine Einnahme jeden zweiten Tages. Studien konnten zeigen, dass dadurch mehr Eisen effektiv aufgenommen wird als bei täglicher Gabe.

In der Schwangerschaftsforschung bestätigen Metaanalysen (Cochrane-Reviews), dass regelmäßige orale Eisensupplemente die Häufigkeit von Anämie und Eisenmangel deutlich reduzieren und das Geburtsgewicht erhöhen. Tagesdosis von 30–60 mg führt bei Schwangeren in Studien zu weniger Frühgeburten und Anämiefällen.

In der Herz- und Nephrologie wurden große Studien durchgeführt: Die ESC-Leitlinie Herzinsuffizienz (2021) empfiehlt explizit, Eisenmangel bei Herzpatienten zu suchen und zu behandeln. Intravenöse Eisengaben (Ferric Carboxymaltose) verbesserten in klinischen Studien die Belastbarkeit und senkten Krankenhausaufenthalte bei Herzinsuffizienz. Ähnliche Erkenntnisse gibt es bei chronischer Niereninsuffizienz.

Weitere aktuelle Forschung beschäftigt sich mit Mikronährstoff-Interaktionen (z.B. gleichzeitige Gabe von Vitamin C oder neuartige Eisenverbindungen) und der Genetik von Eisenstoffwechselstörungen (z.B. seltene Mutationen, die Eisentransport regulieren). Neue Analytikverfahren (Retikulozyten-Hb-Parameter, löslicher Transferrinrezeptor) erleichtern zudem die frühzeitige Erkennung.


📚 Quellenverzeichnis

  1. Weltgesundheitsorganisation (WHO). Anaemia – Key Facts. Abgerufen von: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/anaemia
  2. Robert Koch-Institut (RKI). Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Eisenmangel in Deutschland. https://www.rki.de
  3. IQWiG / gesundheitsinformation.de. Eisenmangel: Ursachen, Symptome und Behandlung. https://www.gesundheitsinformation.de/eisenmangel.html
  4. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Eisen: Referenzwerte und Aufnahmequellen. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/eisen
  5. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S1-Leitlinie 025/021: Diagnostik und Therapie der Eisenmangelanämie (2021). https://www.awmf.org
  6. Onkopedia Leitlinien – Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO). Eisenmangel bei Tumorpatienten. https://www.onkopedia.com
  7. Cochrane Library. Iron supplementation during pregnancy – Review. https://www.cochranelibrary.com
  8. National Institutes of Health (NIH). Iron Fact Sheet for Health Professionals. https://ods.od.nih.gov/factsheets/Iron-HealthProfessional/
  9. Deutsche Herzstiftung. Eisenmangel und Herzschwäche – Zusammenhang und Behandlung. https://www.herzstiftung.de
  10. LADR Labordienst – Internisten-Fachinfos. Eisenmangel richtig diagnostizieren: Laborwerte im Überblick. https://www.ladr.de
  11. Rote-Hand-Brief Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Hinweise zur intravenösen Eisensubstitution. https://www.bfarm.de
  12. UpToDate (klinisches Fachportal). Iron deficiency: Clinical manifestations and diagnosis. Nur mit Zugang: https://www.uptodate.com
  13. PubMed – National Library of Medicine. Diverse Artikel zur Eisenresorption, Hepcidin, Eisenstoffwechsel. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov